Das Foto einer Wildtierkamera war der entscheidende Hinweis auf den jungen Mann: Ein 23-Jähriger, der früher im Bereich Einbeck wohnte und sich zuletzt vor allem im Raum Gifhorn/Wolfsburg aufgehalten haben soll, ist der mutmaßliche Brandstifter von Einbeck. Gegen den Tatverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen, er sitzt jetzt in der Justizvollzugsanstalt Göttingen-Rosdorf in Untersuchungshaft. Staatsanwaltschaft und Polizei haben in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Göttingen Einzelheiten zu ihrem Ermittlungserfolg bekannt gegeben. Ein Motiv bei dem 23-Jährigen für die Brandstiftungen ist derzeit noch unklar, er hat sich dazu bislang noch nicht geäußert.
Ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) hat den 23-jährigen am Dienstag (22. September) um 6.20 Uhr in einem Hotel in Königslutter festgenommen. In seinem Zimmer fanden die Polizeibeamten einen Liter Brandbeschleuniger, sagte Oberstaatsanwalt Andreas Buick. Auf die Spur waren die Ermittler der Sonderkommission dem Tatverdächtigen beim letzten Feuer in Negenborn am 14. September durch einen Zeugen gekommen. Dort löste vier Minuten vor der Brandmeldung eine Wildtierkamera aus, und ein Feuerwehrmann identifizierte auf dem Foto den Tatverdächtigen als einen ehemaligen Feuerwehrkameraden. Als sich der 23-Jährige am Abend des Tages einer Fahrzeugkontrolle der Polizei entzog, erwirkten die Ermittler eine Observation. Ein Einsatzkommando spürte den Mann schließlich schnell auf und beschattete ihn. Am Dienstag früh dann der Zugriff.

Bei den mindestens zehn Bränden seit Ende August, die dem 23-jährigen Beschuldigten zur Last gelegt werden, entstand ein Sachschaden von rund als 420.000 Euro. Dazu gehören mehrere Gartenlauben, der Scheunenbrand in Stroit, das leer stehende Wohnhaus am Reinserturm sowie die Tausenden Strohballen an unterschiedlichen Orten am 9. September. Die Ermittler haben technische Erkenntnisse dafür, dass der Taverdächtige sich zu den jeweiligen Tatzeiten an den jeweiligen Tatorten aufgehalten hat. Weitere Einzelheiten dazu wollten die Behörden mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Der 23-Jährige hat laut Oberstaatsanwalt Andreas Buick nach der Festnahme von sich aus zahlreiche Angaben gemacht, die darauf schließen lassen, dass er die Taten einräumen will. Eine förmliche Vernehmung mit seinem Pflichtverteidiger sei aber noch nicht erfolgt.
Die Behörden sprechen von zwei Brandserien, ob und wie diese zusammen hängen, wird noch Gegenstand der Ermittlungen sein. Denn bereits Anfang Juli gab es die ersten Feuer, unter anderem der Saline in Salzderhelden. Bereits wenige Tage nach diesen ersten Bränden konnte die Polizei eine 30-jährige Tatverdächtige festnehmen, die sich mittlerweile wieder in Untersuchungshaft befindet, nachdem sie zuvor in der Psychiatrie war. Bislang kennen die Ermittler keine Verbindungen zwischen den beiden Tatverdächtigen, außer dass sie einmal in der Nähe voneinander gewohnt haben. Die 30-Jährige hatte lediglich Brände von Altkleidercontainern gestanden, bei einem war sie vor Ort erwischt worden.

Der 23-Jährige hatte laut Oberstaatsanwalt Andreas Buick am 21. Juli einen schwarzen VW Golf mit 300 PS bei einem VW-Händler während der Probefahrt unterschlagen und war mit dem Fahrzeug ziellos umher gefahren, hat mehrmals getankt ohne zu bezahlen und sich auch in mehreren Unterkünften eingemietet, ohne am Morgen die Rechnung zu begleichen.
Weil die Brandserie nach der ersten Festnahme der 30-Jährigen nicht abriss, sondern es wenige Tage später zu weiteren augenscheinlich vorsätzlichen Brandlegungen kam, für die ein anderer Täter verantwortlich sein musste, richtete die Polizei Northeim am 31. August eine Sonderkommission (Soko) ein und erhöhte die Präsenz massiv und sichtbar. Zeitweise waren zwölf zusätzliche Streifenwagenbesatzungen pro Tag unterwegs. Rund 500 Hinweise kamen aus der Bevölkerung, was für den Ermittlungserfolg sehr wichtig gewesen sei, dankte Polizeipräsident Uwe Lührig. In die Ermittlungen waren neben den Beamten der Polizeiinspektion Northeim auch Kräfte aus weiteren Inspektionen der Polizeidirektion Göttingen sowie der Bereitschaftspolizei Niedersachsen involviert. Sie leisteten 5676 Einsatzstunden.
Der Beschuldigte war in seiner Jugend in seinem Heimatort bei der Feuerwehr aktiv, ist dort aber bereits vor mehreren Jahren von sich aus ausgetreten, sagte Kreisbrandmeister Marko de Klein.