Als klares Bekenntnis zum Standort Einbeck hat KWS-Vorstandschef Dr. Felix Büchting den Bau des neuen Gebäudes für die Aufbereitung und Lagerung von Zuchtmaterial bezeichnet. Die Investition von mehr als 40 Millionen Euro ist eines der größten Einzelprojekte für KWS in Einbeck. Mit dem Richtfest für den so genannten Elitespeicher des Saatzuchtunternehmens setze man einen Meilenstein auf der nicht zu übersehenen KWS-Baustelle an der Otto-Hahn-Straße, sagte Büchting und dankte allen Handwerkern: “Sie legen hier bei Wind und Wetter jeden Tag Hand an.” Mitte nächsten Jahres soll der Neubau bezogen werden. Die Rohbauarbeiten für das Gebäude mit einer Gesamtfläche von rund 13.000 Quadratmetern sind abgeschlossen, das Dach des Gebäudes ist errichtet. Auf dem etwa 18.000 Quadratmeter großen Grundstück in Hanglage wurden 55.000 Kubikmeter Erdreich bewegt.

“Wie man hier sieht, hat’s Fachmänner gegeben, die sauber Erde und Beton können bewegen”, sagte Reiner Meier von der Baugesellschaft Sudbrack in seinem Richtspruch. “Um alle Wünsche in die Realität zu bringen, das war zunächst ein hartes Ringen, doch mit Ideen und Tatendrang zogen KWS und die Architekten Plenge fest an einem Strang, so behiehlt mit Energie und viel Geschick die Planungsmannschaft die Ziele fest im Blick. Seit letztem Mai wurde dann vehement gebaggert, betoniert, montiert und manchmal auch zurück gestemmt”, sagte Meier auf dem Dach neben dem Richtkranz. “Auf den Zimmermann müsst ihr verzichten, denn auf Beton und Stahl ist hier zu richten.”
KWS-Projektleiter Chris Preuß erinnerte an die vielen Stunden der Planung, die zunächst ausschließlich virtuell stattgefunden habe. Jetzt sei er froh, alle vor Ort zu sehen und im Baucontainer auf der Baustelle nach Lösungen auch mal persönlich suchen zu können. Der Ort an der Otto-Hahn-Straße sei historisch offenbar gut geeignet für die Lagerung von Saatgut, spielte der Projektleiter auf archäologische Funde an, bei denen neben Schweineskeletten 2800 Jahre alte Reste von Getreidesilos gefunden worden waren. Das Richtfest sei Gelegenheit, bei allen mitwirkenden Handwerkern Danke zu sagen. “Hebt ordentlich ein Glas”, wünschte sich Preuß. In Zeiten der Inflationssteigerung und des Ukraine-Krieges mit ihren Auswirkungen und auch eines zwischenzeitlichen Brandes auf der Baustelle sei die Termin- und Kostenverfolgung eine zusätzliche Herausforderung. Er sei froh, dass immer lösungsorientiert entschieden worden sei, und dankte dafür auch der Bauverwaltung im Einbecker Rathaus sowie den Stadtwerken als Energieversorger.
Im Elitespeicher, der „Schatzkammer“ der pflanzenzüchterischen Arbeit, wird das Saatgut unterschiedlichster Pflanzen aufbewahrt. Insgesamt werden dort künftig rund 1,3 Millionen verschiedene Partien von Rüben-, Öl- und Zwischenfrüchtesaatgut gelagert. Sie bilden die Grundlage für die mehrjährige Entwicklung leistungsstarker und widerstandsfähiger Sorten für die Landwirtschaft. Darüber hinaus wird in dem Neubau Saatgut für behördliche Sortenversuche sowie für die Saatgutvermehrung aufbereitet. In dem Gebäude werden mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sein, informiert KWS.
Bei der Umsetzung des Projekts legt das Saatzuchtunternehmen nach eigenen Angaben ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. KWS setzt gemeinsam mit der Stadt Einbeck und mit maßgeblicher Unterstützung der Stadtentwässerung auf ein innovatives Konzept zur Abwärmenutzung. Dabei wird die in der hiesigen Kläranlage entstehende Abwärme über eine unterirdische Trasse zum neuen Elitespeicher transportiert – und dort nahezu den gesamten Wärmebedarf des Gebäudes (circa 800 kW) decken. Die auf diese Weise nachhaltig gewonnene Energie entspricht dem Wärmebedarf von gut 100 modernen Einfamilienhäusern. Das System soll mit dem Bezug des Neubaus in Betrieb genommen werden. Darüber hinaus kommen klimaschonende Baustoffe zum Einsatz, ebenso ist die Installation von Photovoltaikanlagen vorgesehen.
