Bevor auf dem Hallenplan südlich des Historischen Rathauses der Fahrstuhl zur barrierefreien Erschließung des Gebäudes errichtet wird, erforscht seit einigen Tagen ein Archäologen-Team, was unter dem heutigen Pflaster in zentralster Innenstadtlage zu finden ist. Überrascht waren die Historiker mit Schaufel und Pinsel, als sie bereits auf knapp einem Meter Tiefe das historische Pflaster aus dem 14. Jahrhundert entdecken und kurzzeitig freilegen konnten. Mittlerweile sind sie in einigen Bereichen deutlich tiefer angelangt – bis zum so genannten Laufhorizont der Erstbesiedlung dieses Gebietes im 13. Jahrhundert. Verzögert wurde und wird die Baustelle durch unerwartete Gas- und Telekom-Leitungen, die nicht schnell abgeklemmt bzw. umgeleitet werden konnten. Das führte auch zu aufwändigeren Handschachtungen, weil eine Baggerunterstützung zeitweise schwierig war. Das Fundament des Außenfahrstuhls wird bis zu 3,80 Meter unter der Erde liegen und zur Stabilität angeböscht werden, daher ist die auch den Archäologen zur Verfügung stehende Baugrube verhältnismäßig groß, erläuterten Stadtarchäologe Markus Wehmer und Fachbereichsleiter Jens Ellinghaus vor Ort.

“Schönes Mittelalter” – Einbecks Stadtarchäologe Markus Wehmer freut sich über die Erkenntnisse aus den bisherigen Funden der Grabung am Hallenplan. Mehrere gefundene Latrinen und Umrisse eines eingegrabenen Holzfasses haben die Archäologen bereits freilegen können, das Holz ist allerdings vergangen, das Fass also nur noch in der Erde mit seinen Ausmaßen sichtbar. In den Latrinen-Gruben fanden sich Reste von Steinzeug-Gefäßen und verzierter Keramik aus der Zeit um 1320, vor der Pest. Wahrscheinlich befinde man sich bei der Grabung im Bereich des Hinterhofs der einstigen städtischen Münze, sagte Wehmer. Bei Grabungen im Gewölbekeller des Rathauses hatten die Historiker 2021 einen 600 Jahre alten Prägestempel gefunden, was die These von der Lage der Münzprägestätte im Mittelalter an der östlichen Seite des heutigen Alten Rathauses nährte.
Bei den Grabungen haben die Archäologen auch eine Grube aus dem 19. Jahrhundert entdeckt, in der wahrscheinlich für Bauarbeiten rund um den Hallenplan damals der Mörtel vor Ort angerührt wurde. Aus dem 18. Jahrhundert stammte eine weitere gefundene Latrine für ein vermutliches damaliges öffentliches WC hinterm Rathaus – genau an der Stelle, an der vor einigen Jahren mal ein barrierefreies Dixiklo stand.


