Wie hat der Einbecker Maler Franz Cestnik (1921-2011) gearbeitet? Welche Techniken hat er in seinen verschiedenen Lebensphasen eingesetzt? Wie entstand ein Bild? Und in welchem Zimmer ist er am 3. August 1921 geboren worden, mit Blick auf den Marktkirchturm? Antworten auf diese Fragen und viele weitere gibt eine jetzt eröffnete Dauerausstellung über Franz Cestnik in seinem Geburtshaus an der Wolperstraße. Damit ist die nächste Stufe des Cestnik-Jahres bis zum 100. Geburstag des 2011 gestorbenen Künstlers erreicht.

Ziel der Macher der Ausstellung ist, biographische Hintergründe und die Stilentwicklung des Künstlers sichtbar werden zu lassen. Damit können Besucher einen Einstieg in das Abenteuer Kunst erreichen. Angesichts des langen, erfüllten Lebens und der großen Spannweite des künstlerischen Schaffens von Franz Cestnik ist die Schau ein anspruchsvolles Unterfangen – und das in einem Haus, das sich räumlich eher bescheiden gibt.
Die Ausstellung zeigt familiäre und lokale Bezüge, die Anfänge der künstlerischen Werke von Franz Cestnik mit thematischen Abschnitten, die entweder bestimmte künstlerische Techniken, wie die Holzschnitte und Radierungen, oder Thematiken des Werkes in ihrer Entwicklung über die Zeit veranschaulichen. Utensilien und Werkzeuge, die Franz Cestnik für seine Arbeit verwendete, sollen die Werke ergänzen. Die Besucher dürfen auf noch nie öffentlich gezeigte Exponate gespannt sein, die zum Teil in einem Vierteljahresrhythmus wechseln werden sollen.

Zu sehen ist, wie Franz Cestnik nach dem Zweiten Weltkrieg als Maler begonnen hat, mit Kreide- und Rötelzeichnungen sowie den Küchenskizzen. Auch seine erste Radierung von 1948 ist zu sehen, ebenso Holzschnitte. Im Eingangsflur werden Kohlezeichnungen und Aquarelle der Menschen gezeigt, die in dem Haus Wolperstraße 25 einst gelebt haben. Im Treppenhaus hängen kleinere Aquarelle, mit denen Franz Cestnik begonnen hat, Geld zu verdienen. Im heute großen Raum im Obergeschoss ist Cestnik geboren worden. In diesem früher geteilten Zimmer wird demonstriert, wie ein Bild entsteht: von der Skizze bis zu Ölbild und Radierung. Franz Cestnik hat seine Werke immer zuvor skizziert, erzählt sein Sohn Rainer. In dem Raum sind auch zwei Ölbilder zu sehen, die Cestniks Schaffen vor und nach einem Schlaganfall zeigen.


Neben einigen der Bilder sind auch Utensilien zu sehen, die in den Werken auftauchen, weil Cestnik sie aus seinem Hausstand abgemalt hat, beispielsweise ein Krug.
In einem weiteren Raum im Obergeschoss sind ausschließlich Radierungen zu sehen, auch das Werkzeug dafür liegt dort ausgestellt. Hier wird ebenfalls gezeigt, wie eine Radierung entsteht.
Eine Besonderheit können Besucher im Erdgeschoss sehen: Ölbilder auf Hartfaserplatten statt auf Leinwand. Bei diesen günstigeren Hartfaserplatten konnte ein Bild auch mal abgekratzt, geschmirgelt, weiß gestrichen und von vorne begonnen werden, um Geld zu sparen.
Das seit einigen Jahren leerstehende Haus wird für die Ausstellung durch den Eigentümer ein Jahr lang zur Verfügung gestellt und wurde in mehr als 100 Arbeitsstunden von Franz Cestniks Sohn Rainer und der Familie Cestnik zu einem Austauschort über die Kunst des Einbecker Malers verwandelt. Im Haus Wolperstraße 25 ist Franz Cestnik geboren und hat dort die ersten Jahre seiner Kindheit erlebt. Das Cestnik-Jahr, das mit vielen sehr unterschiedlichen Angeboten die Zeitspanne zwischen dem 99. und dem 100. Geburtstag des Künstlers am 3. August 2021 füllt, erhält mit dieser Dauerausstellung einen stabilen Ankerpunkt.


Wer sich für die Ausstellung interessiert, kann sich per E-Mail über cestnik@kulturell.es oder telefonisch bei den Organisatoren Martin und Patricia Keil unter 0172/4888112 melden. Die Ausstellung in der Wolperstraße 25 ist zunächst ab 24. Oktober jeden zweiten Sonnabend im Monat von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Gruppen und Schulklassen nur nach Anmeldung.
Weitere Infos zum Cestnik-Jahr unter www.franz-cestnik.de