Einbecker Neujahrsempfang: Ausbalancierte Mischung aus Information und Unterhaltung

Foto: Frank Bertram

Balance, Begeisterung, Botschaften und Begegnungen beim Bier haben den Einbecker Neujahrsempfang geprägt. Zum Beginn des Bockbierjahres servierten Einbeck Marketing und Stadt Einbeck gut 250 Gästen in der PS-Halle eine gleichgewichtige Mischung aus Information und Unterhaltung(en). Auf einer Reihe von Bierflaschen balancierte Artistin Silea aus Berlin. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek wünschte den Besuchern des Neujahrsempfangs ein ausbalanciertes 2023. Sie dankte denen, die für den Standort Einbeck tatkräftig aktiv sind und Verantwortung übernehmen: „Sie alle sind ein unglaublich wertvoller Schatz für diese Stadt.“ Als Moderatorin durch den Abend führte die Geschäftsführerin der Einbeck Marketing GmbH, Rebecca Siemoneit-Barum. Smart-City-Koordinatorin Rebecca Spaunhorst berichtete über das Modellprojekt, das Einbeck in den nächsten Jahren durchführen darf, und lud zum Smart-City-Mitmachtag am 9. Februar in die Multifunktionshalle ein.

Der Vorsitzende der Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft, Christoph Bajohr, dankte allen Förderern und Unterstützern des Stadt- und Standortmarketings in diesen so herausfordernden Zeiten. Für viele Wirtschaftsbereiche gehe es bereits wieder bergauf, die Inflation scheine stabiler zu werden, Gaspreise sinken schon wieder, Corona habe man überstanden. „Für andere haben die letzten Jahre aber tiefe Wunden hinterlassen, insbesondere der stationäre Einzelhandel, der ohnehin einen schweren Stand hat“, sagte Bajohr. Auch Mitglieder der Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft seien davon betroffen.

Notwendig sei eine Attraktivitätssteigerung des Stadtkerns, der einer der wertvollen Trümpfe in Einbeck sei. Auf ihn müsse man noch deutlicher den Fokus richten, forderte Bajohr. „Wir brauchen mehr Investitionsbereitschaft, hier sollten alle Aktivitäten aller Verantwortlichen gebündelt werden, aber keine brachliegende Großbaustelle.“ Der Vorsitzende meinte damit den Neustädter Kirchplatz. „Wir müssen ein Wohlfühlambiente in unserem Wohnzimmer schaffen, für Sauberkeit und Sicherheit sorgen, wir benötigen einen Branchenmix, für den es sich lohnt, in die Stadt zu gehen, wir brauchen außergewöhnliche Sortimente und Produktvielfalt auch aus der Region, vielfältige gastronomische Angebote, weiter einen tollen Wochenmarkt, auf dem wir regelmäßig netten Leuten begegnen“, sagte Christoph Bajohr. Es gebe ja durchaus erfreuliche Ansätze und mutige Unternehmen, die in Einbeck neu starten, das gebe Hoffnung. „Aber leider erleben wir auch viele, die einfach sang- und klanglos verschwinden.“

„Wenn es uns gelingt, die Innenstadt im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufzumöbeln, geht der Einbecker auch mal wieder häufiger in die Stadt, kommen noch mehr Besucher des PS-Speichers und bewundern nicht nur alte Fahrzeuge, sondern unsere wunderschönen alten Häuser“, ist sich Bajohr sicher. Aber damit nicht nur alte Menschen sich begegnen, müssten sich auch junge potenzielle neue Mitbürger ihren Lebensmittelpunkt in Einbeck vorstellen können. „Dabei spielt immer der erste Eindruck eine Rolle, den unsere unverwechselbare Stadt hinterlässt. Und der entsteht nun mal eher auf dem Marktplatz als auf dem Kaufland- oder Aldi-Parkplatz“, sagte Bajohr. Einbeck Marketing möchte, dass neue Arbeitsplätze auch zu neuen Bürgern in Einbeck führen – Work und Life in Einbeck, wie er es formulierte. „Wenn wir den Standort Innenstadt aufgeben, geben wir ein Stück Einbeck auf“, erklärte der Vorsitzende der InitiativGemeinschaft. „Die historische Altstadt baulich zu erhalten und als aktiven Handelsplatz neu zu formen und im Rahmen von vielfältigen Maßnahmen mit Leben zu füllen, sind zweifellos Mammutaufgaben für die Wirtschaftsförderung, die Standortentwicklung und das Stadtmarketing“, sagt Bajohr. Mit den richtigen und zeitgemäßen Konzepten aber gehe das auch heute. „Ich glaube daran und rufe dazu auf, dass wir uns alle gemeinsam weiterhin dringend diesem Thema widmen: Einbeck hat es verdient.“

Foto: Frank Bertram
Balancierte ins Bockbierjahr: Silea. Foto: Frank Bertram

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek zollte der Künstlerin Silea nach ihrer Balance über Bierflaschen großen Respekt. Mut, Körperbeherrschung und absolute Konzentration seien dafür notwendig. „Balancieren ist eine Kunst, die man immer wieder üben muss“, sagte Michalek, „es gilt, das Gleichgewicht zu wahren, ein Ziel zu fokussieren und dabei die Kontrolle über Gedanken und Gefühle zu behalten.“ Balancieren im übertragenen Sinne heiße, mit der Fülle des Lebens zurecht zu kommen und nicht nur die sonnigen Momente zu zählen.

Der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in Gefahr geratene Frieden in Europa, die daraus erwachsenen wirtschaftlichen Folgen wie Preiserhöhungen und Energiekrise, die noch nicht vollständig ausgestandene Corona-Pandemie, der fortschreitende Klimawandel – das alles vermittle ein Gefühl von verloren gegangenem Gleichgewicht, sagte die Bürgermeisterin. „Wir machen uns Sorgen um gewohnte Sicherheiten, die wir zum Leben so dringend brauchen.“ Verstärkt werden diese Sorgen, weil die meisten keinen direkten Einfluss auf die Entwicklung vieler Krisen nehmen könnten. Verwaltung, Unternehmer, Handwerker, Geschäftsleute und andere Mitglieder der Stadtgesellschaft im Ehrenamt oder im Hauptamt, sie alle bleiben durch die sich aneinander reihenden Krisen stark gefordert, sagte Michalek. „Wie sollen wir da im Gleichgewicht bleiben, die Richtung halten und uns auf Ziele konzentrieren?“

Die Kunst der Balance bestehe nicht darin, die Polarität des Lebens aus der Welt zu schaffen, sondern darin, sie anzuerkennen und mit dem Wechselspiel zwischen den Polen zu leben. Welche Erkenntnisse habe man aus den Krisen der vergangenen Jahre gezogen? „Ja, wir haben Anspannung, Angst und Druck verspürt, aber vor allem doch erlebt, dass wir solche Krisen alleine nicht bewältigen können, das wir aufeinander angewiesen sind, dass wir uns gegenseitig helfen und uns vertrauen müssen“, bilanzierte die Bürgermeisterin.

Ihr habe sich besonders eindrucksvoll gezeigt, sagte Michalek, „dass wir durch Tatkraft, durch Einsatzbereitschaft, durch Bereitschaft ins Risiko zu gehen und Verantwortung zu übernehmen, Wege aus der Krise finden und dadurch neue Impulse setzen können – für uns, für unsere Unternehmen, für die Stadtentwicklung hier in Einbeck.“ Sie persönlich habe aus den Krisen der vergangenen Jahre gelernt. „Auch wenn mal nicht alles im Gleichgewicht ist und mein Teil der Wippe gerade am Boden ist, hilft es mir, wenn ich aktiv bleibe, ich kann mich quasi vom Boden abstoßen und dafür sorgen, dass sich die Dinge ändern.“ Sich auf die Suche nach Balance zu begeben, könne neue Wege, neue Begegnungen und neue Möglichkeiten eröffnen. Die Bürgermeisterin appellierte daran, optimistisch nach vorne schauen und mutig kleine Schritte zu gehen, einer nach dem anderen. Sabine Michalek: „Lassen Sie uns aus unseren Erfahrungen, dem Durcheinander gegensätzlicher und oft auch widersprüchlicher Erfahrungen, eine Art von Balance finden, die das Positive wie das Negative zu umgreifen versucht.“

Die Gläserne Eule wurde beim Neujahrsempfang in diesem Jahr nicht wie geplant und angekündigt verliehen. Die ausgewählte Persönlichkeit habe kurzfristig andere Terminverpflichtungen, weshalb die Ehrung nachgeholt werde, kündigte Vorsitzender Christoph Bajohr an. Bis dahin soll auch der Name nicht veröffentlicht werden.

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Ein Bier-Tasting stand auf dem kulinarischen Programm des Neujahrsempfangs. Foto: Frank Bertram

Biersommelière Jutta Knoll hatte die Herausforderung zu meistern, mit 250 Gästen ein Biertasting bzw. Bierpairing durchzuführen, die ausgewählten Einbecker Bockbiere zunächst auf der Bühne aber nur allein testen zu dürfen, kurzzeitig holte sie sich zur Verkostung als Stellvertreter fürs Publikum den Einbecker Manfred Thebes auf die Bühne. Bierbegeisterung war bei der Bonnerin spürbar, auch die für Einbeck: „Es gibt beim Bockbier keine Stadt, die auch nur im entferntesten an Einbeck herankommt.“ Nach dem „theoretischen Teil“ konnten die Besucher des Neujahrsempfangs dann bei Gelegenheiten zu Gesprächen die fünf Einbecker Bockbiere mit den dafür ausgewählten Speisen (Lachsschinken, Pfeffer-Stracke, Bockshornkleekäse, Schokolade, Knäckebrot) probieren. Ganz frisch abgefüllt war das Mai-Urbock von 2023.

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Stellvertretend für alle fachsimpelte beim Bier-Pairing der Einbecker Manfred Thebes mit Biersommelière Jutta Knoll über das Einbecker Bockbier. Foto: Frank Bertram

Das beste Rezept, um heiter und lustig über die Runden zu kommen, sei der Genuss von Bockbier im Bockbierjahr, merkte Christoph Bajohr scherzend an: „Nicht ganz nüchtern, aber dafür immer happy – ob das das richtige Motto ist, weiß ich nicht.“

Anmerkung: Der Autor dieses Blogs ist Mitglied im Verein Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft, der Mehrheitsgesellschafter (51 Prozent) der GmbH ist.

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