Zur Erinnerung an den 9. November 1938, an dem auch die Einbecker Synagoge in Brand gesetzt und zerstört wurde, versammelten sich wieder Menschen bei einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal für die Synagoge in der Bismarckstraße. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek legte im Namen der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Einbeck gemeinsam mit einer Schülerin der Integrierten Gesamtschule einen Kranz nieder.

Schülerinnen und Schüler der IGS haben zum 9. November wieder einige Stolpersteine in Einbeck geputzt und kümmern sich aktuell um Recherchen für eine Gedenktafel, die auf dem Zentralfriedhof für die dort beigesetzten Menschen jüdischen Glaubens aufgestellt werden soll. Musikalisch wurde das Gedenken am Mahnmal begleitet von der Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck. Vertreter des Bündnisses “Einbeck ist bunt” haben bei der heutigen Veranstaltung unter anderem die Namen aller Frauen und Männer jüdischen Glaubens verlesen, die zwischen 1933 und 1945 in Einbeck lebten und damals gedemütigt, entrechtet, verfolgt, deportiert und getötet worden sind. Im vergangenen Jahr konnte die Gedenkveranstaltung wegen der Corona-Pandemie nur virtuell stattfinden.
Das Gedenken sei tief im kollektiven Gedächtnis verankert, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. “Wir setzen die Entwürdigten in das Licht unserer Erinnerung”, sagte sie. Verbunden mit dieser Erinnerung seien auch Täter und Taten. “Beides mahnt uns, dass sich ein solcher Schlag in das Gesicht von Humanität, Zivilisation und Anstand nicht wiederholen darf.” Es sei die Pflicht jedes Einzelnen, die historischen Ereignisse vor 83 Jahren nicht zu verdrängen, sondern sie wieder und wieder in eine Beziehung zur Gegenwart zu setzen.
“Wir dürfen den öffentlichen Raum nicht den lauten, hasserfüllten Populisten, den Frustrierten und Gleichgültigen überlassen”, appellierte die Bürgermeisterin. “Lassen Sie uns Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in unserer Stadt entschieden mit Sachlichkeit und vor allem gewaltfrei entgegentreten. Lassen Sie uns deutlich machen, wofür wir stehen: Grundlage all unseres politischen und individuellen Handelns gegenüber anderen Menschen ist und bleibt Menschenfreundlichkeit, Weltoffenheit und Toleranz.”
Die Geschehnisse der Vergangenheit wie am 9. November 1938 dürften nicht verdrängt oder dem Vergessen preisgegeben werden, forderte Michalek. “Denn die Hoffnung, dass sich Geschichte nicht wiederholt, wird in Krisenzeiten, wie wir sie augenblicklich durch die Pandemie erleben, immer wieder auf die Probe gestellt werden. Denken Sie nur an die große Zahl der Corona-Leugner, denken Sie an die rechtsradikalen Kreise, die aus den Ängsten der Bevölkerung ihren Vorteil ziehen wollen.”
