Einbecker Brandserie: Staatsanwaltschaft klagt 24-Jährigen an

Nach der Brandserie von Einbeck im Sommer vergangenen Jahres hat die Staatsanwaltschaft Göttingen einen 24 Jahre alten Mann angeklagt. Dem früher in Einbeck wohnhaften jungen Mann, der jetzt im Raum Braunschweig/Wolfsburg gemeldet ist, werden 16 Brandstiftungen, die Unterschlagung eines Pkw sowie 33 Betrugstaten zum Nachteil von Hotelbetreibern und Tankstelleninhabern zur Last gelegt, teilte heute Oberstaatsanwalt Andreas Buick mit. Der Brand der Saline Salzderhelden gehört nicht zu dieser Serie, die jetzt angeklagt ist.

Oberstaatsanwalt Andreas Buick im TV-Interview. Archiv-Foto: Frank Bertram

Angeklagt sind die Taten vor der großen Strafkammer des Landgerichts Göttingen. Ein Hauptverhandlungstermin steht noch nicht fest. Der Angeschuldigte hat sämtliche Taten eingeräumt. Er habe angegeben, planlos durch Niedersachsen gefahren und ab Ende August 2020 die Brände gelegt zu haben, erklärte Buick. Die Brandlegungen seien für ihn ein entlastendes Ventil gewesen. Er habe in diesen Momenten keine Sorgen und Probleme gespürt. Im Nachhinein bereue er es, diese Dinge getan zu haben, heißt es von der Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung.

Der Angeschuldigte 24-Jährige soll zunächst im Juli 2020 in Hildesheim unter dem Vorwand, eine Probefahrt durchführen zu wollen, einen VW Golf VII 4 Motion mit einem Zeitwert von 37.000 Euro erlangt haben. In der Folgezeit soll er das Fahrzeug genutzt haben, um im Zeitraum vom 25. August bis 14. September 2020 Brände zu legen. Ab dem 25. August soll er in Einbeck insgesamt neun Gartenlauben und einen Schuppen durch Brandsetzung zerstört haben. Am 29. August soll er dann ein unbewohntes Wohnhaus in Einbeck/Reinserturm in Brand gesetzt haben, welches komplett ausbrannte. Am 30. August soll er im Einbecker Ortsteil Kohnsen ein Strohlager entzündet haben. Das Feuer griff auf den Dachstuhl der daneben befindlichen Scheune in Teilbereichen über, so dass ein Sachschaden in Höhe von 35.000 Euro entstand. Am selben Tag soll er in Einbeck-Rotenkirchen an einem landwirtschaftlichen Gebäude die hölzerne Fassadenverkleidung sowie ein Tor in Brand gesetzt haben. Durch ein frühzeitiges Eingreifen der Feuerwehr konnte ein Vollbrand verhindert und die Gefahr beseitigt werden, dass dort gelagerter Flüssigdünger detoniert.

Des weiteren werden dem Angeschuldigten die Inbrandsetzung eines Holzstapels in Einbeck-Rittierode am 31.8.2020 sowie die Inbrandsetzung einer Fachwerkscheune mit einem darin befindlichen Strohlager in Einbeck-Stroit am 4. September zur Last gelegt. Durch das Feuer wurde die Scheune vollständig zerstört. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von ca. 250.000 Euro. Durch das Entzünden einer Scheune in Einbeck-Dassensen am 7. September soll ein weiterer Sachschaden in Höhe von 15.000 Euro entstanden sein. In vier weiteren Fällen soll der Angeschuldigte ab dem 9. September in Einbeck und Northeim große Mengen an Strohballen – in einem Fall alleine 2000 Stück – entzündet haben.

Zum Zeitpunkt der letzten Tat wurde der Angeschuldigte in unmittelbarer Tatortnähe durch eine Wildkamera fotografiert, wodurch er identifiziert werden konnte. Während des gesamten Tatzeitraums vom 28. Juli bis 21. September 2020 soll der Angeschuldigte an zahlreichen Tankstellen getankt haben und anschließend mit dem Pkw davongefahren sein, ohne die Tankrechnungen zu begleichen. Des Weiteren soll er in dieser Zeit in diversen Hotels übernachtet und diese verlassen haben, ohne die Kosten für die Übernachtung sowie Speisen und Getränke beglichen zu haben.

Der Angeschuldigte konnte am 22. September in einem Hotel in Königslutter durch Einsatzkräfte des mobilen Einsatzkommandos des Landeskriminalamtes festgenommen werden. Er wurde anschließend dem zuständigen Ermittlungsrichter in Göttingen vorgeführt, der Haftbefehl erließ. Seit dem 22. September befindet sich der Angeschuldigte in Untersuchungshaft.