Volkstrauertag: Stille Kranzniederlegung

In aller Stille ohne öffentliche Veranstaltung haben heute Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und ihr Stellvertreter Marcus Seidel am Ehrenmal am Kirschenberg in Einbeck zwei Kränze niedergelegt – im Namen der Stadt Einbeck und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Wegen der Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie war nur der traditionelle Gottesdienst zum Volkstrauertag in der Münsterkirche möglich.

Stille Kranzniederlegung in Einbeck am Volkstrauertag 2020.

„Heute am Volkstrauertag erinnern wir uns an die Opfer von Krieg und Gewalt und werden gleichzeitig zu Versöhnung, Verständigung und Frieden gemahnt“, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek im Gottesdienst laut Redemanuskript. „In unserer Gesellschaft schwinden das Bewusstsein für den Wert des Friedens und der Respekt vor dem Nächsten: Hassreden nehmen vor allem im digitalen Raum zu, wo politische Diskurse vielfach populistisch geführt werden und einen Anstieg von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung bewirken.“ Auch in Einbeck erstarken wieder Kräfte, die aus der Geschichte nicht gelernt haben und auch nicht lernen wollen, sagte Michalek. „Sie gehen wieder auf die Straße, rufen die gleichen Hetzparolen wie damals, sie grenzen wieder Minderheiten aus, sie verüben wieder Gewalt gegen Menschen und Sachen.“

Die Bürgermeisterin appellierte: „Lassen Sie uns nicht die Augen verschließen, nicht schweigen, nicht tatenlos hinnehmen, was bei uns in Einbeck geschieht! Lassen Sie uns vielmehr deutlich machen, dass es in Einbeck eben kein Klima von Hass, Gewalt oder Ausgrenzung gibt.“ Das private und öffentliche Leben sei aktuell durch Corona stark eingeschränkt. Das dürfe aber nicht davon abhalten, „immer wieder deutlich zu machen, dass wir in einer Stadt leben, in der wir uns füreinander einsetzen, in der wir unseren Nächsten im Blick behalten, in der Menschen solidarisch miteinander umgehen, in der wir eine Kultur des menschlichen Miteinanders pflegen“, sagte die Bürgermeisterin. „In Frieden und Freiheit zu leben ist nicht selbstverständlich! Erinnern wir uns und geben unser kostbares Erbe von Frieden, Freiheit und Versöhnung nicht preis. Wir alle tragen Verantwortung für die Zukunft – für Freiheit, für eine starke Demokratie, für eine friedliche und menschliche Welt!“

Ehrenmal ist saniert worden: Teile der vor rund 100 Jahren geplanten und gebauten Anlage am Kirschenberg sind jüngst saniert worden, die Treppenanlage war marode. Eine neue Gedenk- und Informationstafel auf dem Zentralfriedhof weisst auf das Ehrenmal und seine schwierige Geschichte hin. Die Nationalsozialisten nutzten die halbfertige Anlage, bauten sie zu Ende und weihten sie 1933 mit viel Propaganda-Pathos ein. Eine erläuternde Infotafel direkt am Ehrenmal ist mittlerweile geplant.

Ehrenmal in Einbeck mit saniertem Treppenaufgang. Foto: Frank Bertram