KWS hat im heute bilanzierten Geschäftsjahr 2019/2020 einen Umsatzanstieg von rund 15 Prozent auf 1,28 Milliarde Euro erzielt. Bislang habe das Unternehmen die Corona-Pandemie unbeschadet überstanden, man habe alle Märkte zur Aussaat erreichen können, sagte Finanzvorstand Eva Kienle am Freitag bei der telefonischen Bilanz-Pressekonferenz. Selbstverständlich habe KWS maximale Anstrengungen unternommen, um die Mitarbeiter zu schützen und die Vertriebskanäle umzustellen. „Unser Geschäftsmodell hat sich in herausfordernden Zeiten als überaus robust erwiesen“, kommentierte Kienle die Bilanzzahlen.

Für den Standort Einbeck kündigte KWS-Vorstandssprecher Hagen Duenbostel nach mehreren Millionen-Investionen in den vergangenen Jahren eine Baustellen-Pause an. „Wir sind bei unseren letzten Bauabschnitten mit Weitblick heran gegangen und haben Kapazitäten aufgebaut. Da wird es in den nächsten Jahren in baulicher Hinsicht keine größeren Initiativen am Standort Einbeck geben.“ Die Hauptversammlung der KWS wird in diesem Jahr am 16. Dezember ausschließlich virtuell stattfinden und nicht als Präsenzveranstaltung, sagte Duenbostel. „Wir werden unser Bestes geben, dass es möglichst lebhaft und prägnant ist, was wir mit unseren Aktionären teilen.“

Die Kennzahlen EBIT, Jahresüberschuss und Ergebnis je Aktie sind im bilanzierten Geschäftsjahr 2019/20 unterhalb des Vorjahres geblieben, weil es noch Sondereffekte nach der Aquisition von Pop Vriend Seeds gab und gleichzeitig ein positiver Einmaleffekt aus der Gründung des Joint Ventures Aardevo B.V. wegfällt. Ohne diese Effekte stieg der Umsatz um rund zehn Prozent. Kienle: „Das ist ein operatives Ergebnis, hinter dem man sich nicht verstecken muss.“
Vorstand und Aufsichtsrat werden der ordentlichen Hauptversammlung am 16. Dezember für das Geschäftsjahr 2019/2020 die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,70 (0,67) Euro je Aktie vorschlagen. Damit würden 23,1 (22,1) Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet.
Die wirtschaftliche Entwicklung der KWS-Gruppe wird im Geschäftsjahr 2020/2021 voraussichtlich von den Auswirkungen der globalen Corona-Pandemie beeinflusst sein. Der Vorstand hat gedämpfte Wachstumserwartungen. „Wir gehen davon aus, dass wir unseren Umsatz halten können“, sagte Finanzvorstand Eva Kienle. Die EBIT-Marge wird unter der Prämisse einer stabilen Umsatzentwicklung in einer Bandbreite zwischen 11 und 13 Prozent erwartet.
Das neue Segment Gemüse, in dem die Geschäftsaktivitäten des zum 1. Juli 2019 erworbenen Gemüsesaatgut-Produzenten Pop Vriend Seeds einbezogen werden, trug mit 83,5 Millionen Euro erheblich zum Umsatzanstieg der KWS-Gruppe bei. Das Geschäft profitierte im Berichtsjahr von der hohen Nachfrage nach Spinatsaatgut in Nordamerika. Darüber hinaus konnte eine zunehmende Dynamik in Europa bei Verkäufen von Spinat- und Bohnensaatgut verzeichnet werden. Gleichwohl sei der Bereich Gemüse durch die Lage der Corona-Pandemie in Hotellerie und Gastronomie gebremst.
Die Investitionen von KWS folgten im Berichtsjahr den langfristigen Wachstumsplanungen mit Fokus auf der Errichtung und Erweiterung von Produktions-, Forschungs- und Entwicklungskapazitäten. Schwerpunkte der Investitionstätigkeit waren die Erweiterung von Produktions- und Aufbereitungsanlagen für Zuckerrübensaatgut in Einbeck, die in diesen Tagen in Betrieb genommen worden sind. Darüber hinaus wurde ein neues Laborgebäude Biotechnikum 2 am Standort Einbeck fertiggestellt und im Juni dieses Jahres bezogen. Insgesamt beliefen sich die Investitionen im Geschäftsjahr 2019/2020 auf 108 Millionen Euro.
Die neue, hochmoderne Anlage für die Beizung und die Abpackung von Zuckerrüben-Saatgut ist elementarer Bestandteil des insgesamt fast 50 Millionen Euro umfassenden Investitionsprojekts und steigert die Produktionskapazität von Zuckerrübensaatgut um mehr als 30 Prozent. Komplettiert wird das Investitionspaket mit einer zusätzlichen Anlage zur Saatgut-Pillierung, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll.
Im ersten Schritt wurde bereits die Lagerkapazität deutlich erhöht und ein neues Logistik- und Lagerzentrum errichtet. Es folgte der Bau eines Maschinenhauses, in dem die neue Anlage zur Beizung und Abpackung installiert und nun vollständig in Betrieb genommen wurde. Diese zeichnet sich durch wesentliche Verbesserungen in puncto Flexibilität, Effizienz und Qualität aus. Dabei sind einige KWS-Eigenentwicklungen eingeflossen: Das Saatgut wird zum Beispiel vollautomatisch in so genannten Siloboxen – großen, trichterförmigen Behältern – zwischen den einzelnen Prozessschritten transportiert und in einem Hochregallagersystem vor dem Prozess eingelagert. Kameras sorgen dafür, dass die Behälter vollständig entleert werden und die Sortenreinheit sichergestellt ist.
Zudem wurde bei der Konzeption Wert auf Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Prozesse gelegt: Wirkstoffe (Beizmittel), die während eines Auftrags nicht vollständig verbraucht wurden, werden über ein Schlauchsystem in die Tanks zurückgeführt und beim nächsten passenden Auftrag wiederverwendet. Das vermeidet Abfälle. Die Reinigung erfolgt hauptsächlich mit Brauchwasser. Des Weiteren ist eine Anlage zur Wärmerückgewinnung installiert.
Die Kapazität der Produktionsanlage erhöht sich um mehr als 30 Prozent. Gleichzeitig werden Rüstzeiten reduziert und schnellere Auftragswechsel ermöglicht. „Es gibt mehrere veränderte Anforderungen, denen wir mit unserer Investitionsentscheidung nachkommen: Zum einen segmentiert sich der Markt für Zuckerrüben weiter und das Bestellverhalten unserer Kunden wird von vielen Einflussfaktoren bestimmt. Es werden mehr Sorten in kleineren Mengen nachgefragt. Zusätzlich besteht der Wunsch nach späteren Bestellungen sowie einer möglichst frühen Lieferung“, erklärt Dr. Peter Hofmann, der im KWS Vorstand unter anderem für das Segment Zuckerrübe zuständig ist. „Zum anderen ist es KWS gelungen, den Marktanteil für Zuckerrübensaatgut weiter auszubauen. Gleichzeitig wächst unsere Sortenvielfalt.“