Erinnerung an den Bombenangriff 1945 auf Kreiensen

Erinnerung an den Bombenangriff vor 75 Jahren auf den Bahnhof in Kreiensen: Am 22. Februar 1945, einem wolkenlosen, strahlenden Frühlingstag, kamen gegen 13.30 Uhr bei einem nur zwei Minuten dauernden Angriff von Flugzeugen der 8. US-Luftflotte mehr als 60 Menschen ums Leben. Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerten Ortsrat, Heimatverein und Kirchengemeinde Kreiensen gemeinsam mit der Stadt an dieses Ereignis. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Ortsbürgermeister Axel Ambrosy legten einen Kranz am Ehrenmal auf dem Friedhof in Kreiensen nieder, wo Namen der Toten notiert sind. Mitglieder des Heimatvereins steckten weiße Rosen auf die Gräber der bei dem Bombenangriff Getöteten, ein Blumengesteck legten sie auch auf dem Grab der Zwangsarbeiter nieder, die ebenfalls an diesem Tag durch die Bomben getötet wurden. Im Bürgerhaus hatte der Heimatverein eine kleine Ausstellung zum 22. Februar 1945 zusammengestellt, die viele Besucher der Gedenkveranstaltung anschließend ansahen.

„Wir müssen die Erinnerung an den 22. Februar 1945 wachhalten, um allen klar zu machen, was Krieg wirklich bedeutet“, sagte Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. „Wir müssen die Erinnerung nutzen, um aus der Vergangenheit für die Gegenwart und die Zukunft zu lernen.“ Der Zweite Weltkrieg, in dem in seinen letzten Tagen auch Kreiensen bombardiert wurde, habe am 1. September 1939 begonnen, an diesem Tag hätten deutsche Flugzeuge die polnische Stadt Wielun angegriffen. „Dieser Luftangriff war das erste Verbrechen eines Krieges, den das nationalsozialistische Deutschland über Europa und die Welt brachte“, erinnerte die Bürgermeisterin. Am Ende standen 55 Millionen Tote.

Leider schätzten viele Menschen in Europa heute nationale Interessen wieder höher als Frieden, Freiheit und Versöhnung. Das Gedenken bedeute deshalb auch, nicht aufzuhören aufeinander zuzugehen, miteinander zu sprechen. „Wir dürfen unser kostbares Erbe von Frieden, Freiheit und Versöhnung nicht preisgeben“, sagte Michalek. Und alle müssten wachsam bleiben. „Wir haben es von wenigen Tagen wieder gesehen, was Hass in Menschen auslösen kann, dass Hass zu Gewalt und Tod führen kann. Auch in unserer Stadt erstarken wieder Kräfte, die aus der Geschichte nicht gelernt haben und auch nicht lernen wollen. Sie gehen auf die Straße, sie rufen die gleichen Hetzparolen wie in der Nazizeit, sie wollen wieder Minderheiten ausgrenzen, sie rufen wieder zu Gewalt auf.“ In so genannten Gedenkveranstaltungen würden wider besseren Wissens historische Fakten verfälscht, Tote gegeneinander aufgerechnet. Michalek: „Das dürfen wir als Demokraten nicht hinnehmen, sondern wir müssen denjenigen klar entgegentreten, die Erinnerung als Munition missbrauchen wollen, um ihre ideologischen Schlachten zu schlagen“, zitierte die Bürgermeisterin Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Ortsbürgermeister Axel Ambrosy erinnerte mit Schilderungen seiner damals zehnjährigen Mutter an den 22. Februar 1945. Auch Ambrosy zog die Verbindung vom NS-Regime zu den Tötungen des Kasseler Regierungspräsidenten, in Halle und vor wenigen Tagen in Hanau. Diese schrecklichen aktuellen Taten müssten alle wachrütteln. „Die Opfer der Kriege mahnen uns bis heute, dass der Frieden das höchste Gut ist, das wir haben“, sagte der Ortsbürgermeister. „Umso verstörender ist es mitzuerleben, wie Rassismus, Hass, Ausgrenzung und latente Fremdenfeindlichkeit um sich greifen.“

Besucher der Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof in Kreiensen. Foto: Frank Bertram
Großes Interesse an der Ausstellung des Heimatvereins im Bürgerhaus Kreiensen. Foto: Frank Bertram
Der Heimatverein informiert im Bürgerhaus über den Bombenangriff 1945. Foto: Frank Bertram