Kirchenmusik bereichert in unsicheren Zeiten das Leben. „Und wir leben in beängstigend unruhigen Zeiten wie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr“, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums der St. Alexandri-Stiftung, Dr. Henning von der Ohe, bei der diesjährigen Stifterversammlung. Kriege verursachten nicht nur „auf allen Seiten unsägliches Leid.“ Sie haben ihre Auswirkungen bis nach Einbeck, viele fühlten sich überfordert mit den Auswirkungen der Kriege wie beispielsweise den deutlich gestiegenen Preisen in vielen Bereichen des täglichen Lebens. Als Einzelner könne man zwar die großen Auseinandersetzungen dieser Welt nicht lösen. „Aber wir können im Kleinen hier vor Ort dem, was durch diese Auseinandersetzungen auch nach Einbeck getragen wird, auf Basis der christlichen Werte etwas entgegensetzen: gegen Hass, gegen Intoleranz, gegen Mutlosigkeit, gegen Ängste“, sagte Dr. Henning von der Ohe.

Die St. Alexandri-Stiftung wurde im Jahr 2002 gegründet, um das kirchliche Leben in Einbeck zu stärken und zu erhalten. Dafür ist die Kirchenmusik ein wichtiger Bestandteil. Weil diese nicht mehr im vollen Umfang mit Kirchensteuermitteln finanziert werden kann, trägt die Stiftung unter anderem zehn Prozent der Kantorinnenstelle. Kirchenmusik gebe vielen Menschen Halt, sagte der Kuratoriumsvorsitzende. In der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde engagierten sich derzeit rund 200 Menschen wöchentlich in diversen Chören, Bläsergemeinschaft und im Kirchen- und Kammermusikkreis. Hinzu kommen zeitlich befristete Projekte. Für alle Initiativen der Stiftung würden finanzielle Mittel benötigt. Zuwendungen an die St. Alexandri-Stiftung seien Hilfe und Vertrauensbeweis, dankte von der Ohe Stiftern, Spendern und Unterstützern. „Wir werden alles daransetzen, durch einen sorgsamen Umgang mit den uns anvertrauten Mittel diesem Vertrauen bestmöglich gerecht werden.“
Trotz der Herausforderungen einer Stiftung in Niedrigzinsphasen sei man aktuell recht gut aufgestellt, sagte Kuratoriumsvorsitzender Dr. Henning von der Ohe. „Wir können Einiges zur Bereicherung des kirchlichen Lebens beitragen.“ Die St. Alexandri-Stiftung fördert Projekte und Aktivitäten mit durchschnittlich 25.000 Euro pro Jahr. Die Förderbeträge seit Gründung der Stiftung haben sich bis heute auf rund 350.000 Euro summiert. Die Höhe des Stiftungsvermögens stagniere derzeit zwar, aber vor allem, weil in den vergangenen Jahren angesichts der Nullzinsen alle Spenden gezielt für den Stiftungszweck gesammelt worden seien, erläuterte Vorstandsmitglied Dr. Frauke Wehmann. Da jetzt langsam die Zinsen wieder steigen, hofft die Stiftung künftig auch den Grundstock wieder vegrößern zu können, um dann aus den Erträgen die Arbeit der Stiftung zu finanzieren.
Vorstandsmitglied Dr. Eva-Maria Kalusche-Bontemps berichtete der mit rund 60 Teilnehmenden gut besuchten Stifterversammlung im Gartensaal des neuen Gemeindehauses über vergangene und bevorstehende Projekte und Veranstaltungen. Gesucht wird noch gemeinsam mit der Bürgerstiftung eine Alternative zum Bürgerbrunch, bislang sei aber noch keine der Ideen spruchreif. Nach dem Winter wird eine Glasvitrine in der Münsterkirche über die Arbeit der St. Alexandri-Stiftung informieren. Die Stiftung hat zudem ihre Faltblätter überarbeitet und von Daniel Zabel neu designen lassen. In Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung und der Diakoniestiftung gibt es einen Flyer zur Krankenhaus-Seelsorge, außerdem wird ein Faltblatt über Erbschaften neu aufgelegt.
Nach Gospelprojekt und Stiftungsgottesdienst zur Einweihung des neuen Gemeindehauses am 23./24. September, zu der die Stiftung eine Feuerschale geschenkt hat, damit die wärmende Kraft des Feuers verschiedene Gruppen erfreuen kann, stehen in diesem Jahr noch drei Veranstaltungen im Kalender: Zum einen das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart am 11. November um 17 Uhr in der Münsterkirche, zum anderen gemeinsam mit Kammermusikkreis sowie der Bläsergemeinschaft Kuventhal-Andershausen das offene Adventssingen am 9. Dezember um 18.30 Uhr in der Münsterkirche, bei dem jeder mitmachen kann. Moderator ist André Wenauer. „Wo bleibt die Zuversicht?“ lautet der Titel eines Vortrags von Ulrich Schnabel am 7. Dezember um 18 Uhr im neuen Gemeindehaus am Stiftplatz. Der „Zeit“-Wissenschaftsredakteur und Bestsellerautor wird Antworten geben: Was können wir im täglichen Leben tun, um handlungsfähig und zukunftsoffen zu bleiben? Wie kann man Angst in Mut transformieren? Anhand persönlicher Geschichten und wissenschaftlicher Erkenntnisse spricht Ulrich Schnabel über die Kunst, trotz aller Probleme die innere Freiheit zu wahren und eine Form von Zuversicht zu entwickeln, die ebenso realistisch wie dauerhaft ist. Der Physiker schreibt mit Vorliebe über Themen im Grenzbereich zwischen Natur- und Geisteswissenschaft.
Zum Vorstand der St. Alexandri-Stiftung gehören aktuell Dr. Neele Neelen (Vorsitzender), Dr. Frauke Wehmann, Matthias Beye und Dr. Eva-Maria Kalusche-Bontemps. Neu im Kuratorium sind Peter Arnold, Christian Lodder, Martin Possner und Alice Werner. Der Stiftungsvorstand führt die Geschäfte im Sinne der Stiftung; das Kuratorium übt die Aufsicht über die Vorstandsarbeit aus und fördert den Stiftungszweck – hier wird beschlossen, wie Stiftungsmittel verwendet werden.
Die St. Alexandri-Stiftung besteht heute aus 80 Stiftern oder Stiftergemeinschaften. Neu als Stifter hinzu gekommen im Berichtsjahr sind Dr. Eva-Maria Kalusche-Bontemps und ihr Ehemann Ernst Bontemps.
Kuratoriumsmitglied Wolfgang Teicke erinnerte an drei in den zurückliegenden Monaten verstorbene Stifter. Ursula Radvan war ebenso wie Ulrike Voss eine Stifterin der ersten Stunde, als diese vor 21 Jahren aus der Taufe gehoben worden ist. Wolfgang Link kam später hinzu. Jeder der drei Verstorbenen habe die Stiftung auf jeweils ganz persönliche individuelle Weise unterstützt und geprägt.
Neu für Projekte, Organisation und Kommunikation zuständig in der Stiftung ist seit diesem Jahr Martina-Alice Bode, dieser Mini-Job wird zweckgebunden von der AKB-Stiftung finanziert.
