Kleines Dorf feiert ganz groß am 1. und 2. Juli: Holtershausen wird 875 Jahre alt

Die kleine Ortschaft Holtershausen wurde vor 875 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, das feiert das Dorf am Wochenende 1./2. Juli mit einem bunten Festprogramm am Dorfgemeinschaftshaus und in der gegenüberliegenden Festscheune in der Ortsmitte. An zwei weitere bedeutende Jubiläen für das Dorf soll ebenfalls erinnert werden: 50 Jahre Dorfgemeinschaftshaus (1973-2023) und 100 Jahre elektrischer Strom (1923-2023). Der alte, heutzutage unbenutzte Trafoturm am Ortseingang ist hierzu mit historischen Motiven beklebt worden. Die Bürgerinnen und Bürger von Holtershausen freuen sich auf schöne Festtage und zahlreiche Besucher in dem idyllisch gelegenen Dorf an der Hube, sagt Ortsvorsteher Marco Strohmeier.

Postkarte Holtershausen im Jahr 1918.

Festprogramm

Sonnabend, 1. Juli

Einlass ab 18.30 Uhr. Ab 19 Uhr Ansprachen mit kurzem Rückblick auf 875 Jahre Ortsgeschichte Holtershausen und Grußworte der Ehrengäste. Im Anschluss Tanz mit DJ Sebastian DeBok.

Sonntag, 2. Juli

Ab 11.30 Uhr gemeinsames Mittagessen. Im Anschluss beginnt der Familientag auf dem Festplatz (Hüpfburg, Veranstaltungen der “Aktivitäter” für die Kinder, Bilderausstellung zur Ortsgeschichte im Dorfgemeinschaftshaus und historischen Ortsmotiven an der neu gestalteten Scheunenwand, Mitmachaktion des Einbecker Geschichtsvereines, Eis von Eis-Heise und weitere Attraktionen).

Ab 15 Uhr Ausklang mit Kaffee und Kuchen.

An beiden Tagen wird auf dem Festplatz ein Imbisstand der Fleischerei Breitzke und ein Mandel- und Zuckerwarenstand von Schaustellerbetrieb Eisermann zu finden sein.

Wissenswertes über Holtershausen

Wappen von Holtershausen.

Das Dorf Holtershausen, welches heute rund 60 Einwohner in 17 Wohnhäusern zählt, liegt idyllisch in einem kleinen Tal am Hang (Lietberg) des Höhenzuges Hube und hat durch kleine Zubringerstraßen Verbindung zu den Bundesstraßen 3 und 64. Holtershausen wurde erstmals am 29. Juni 1148 als „Haholdeshusen“ urkundlich erwähnt. In jener Urkunde des Gandersheimer Stifts tauscht Graf Hermann II. von Winzenburg 14 Hufen Land u. a. in Haholdeshusen und Brunessen (Brunsen) gegen die Burg Schildberg bei Seesen.  Als Zeugen dieses Tausches werden ein Hahold de Ruden und Hahold de Burnham aufgeführt. Das Dorf Haholdeshusen (Behausung eines Hahold) wird somit früher eine Gründung oder im Besitz des Grafengeschlechtes der Haholde gewesen sein, welches im 10. und 11.Jahrhundert amtierte und heute nur noch bruchstückhaft bekundet ist.  

Unweit von Holtershausen in dem Flurstück „In der Mönchelieth“ befand sich einst ein Wirtschaftshof (Grangie) des Zisterzienserklosters Amelungsborn, welcher als der so genannte Abtshof bekannt war. Der Ursprung dieses Abtshofes ist in dem Dorf bzw. der Wüstung Winenvelde zu suchen, welches durch so genannten Bauernlegen in den Besitz des Klosters kam. Im Jahr 1385 erwarben Mönche des Augustinerklosters zu Einbeck zwei Hufe Land bei dem (damals bereits altem) Sattelhof und Steinwerk in Holtershausen, von welchem heute nur noch Reste existieren. Am 24. August 1421 erhielten die Augustiner-Mönche von Hans von Minnigerode (mit fürstlichem Konsens von Herzog Erich von Grubenhagen) auch noch den Abtshof bei Holtershausen zu Lehen und bekamen ihn 1436 von ihm geschenkt. Das Dorf Holtershausen wurde nachweislich in den folgenden Jahrzehnten Stück für Stück an das Einbecker Augustiner-Kloster verkauft und kam schließlich 1508 ebenfalls ganz in dessen Besitz. Flurnamen wie Mönchelieth, Mönchsbreite und Möncheholz zeugen noch heute von dieser Vergangenheit. Im Jahr 1543 kommt es zu einem aufwendigen Rechtsstreit zwischen Herzog Philipp I. und Burchard von Salder um das Dorf Holtershausen und den ehemaligen Abtshof nebst Zubehör. Das Erbregister des Amtes Greene führt 1548 in Holtershausen drei Hofstellen, mit zwei Ackerleuten und einem Halbspänner auf.

Die Entwicklung des Ortsnamens lässt sich von Haholdeshusen, Holdeshusen, Holdershusen bis Holtershausen (Schreibweise ab Anfang 18. Jahrhundert) urkundlich gut belegen.

Der Ort bestand noch bis 1959 nur aus sieben Wohnhäusern und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten um weitere zehn Häuser und ein Dorfgemeinschaftshaus erweitert. Zu dem Dorf gehört ein Aussiedlerhof und ein Spielplatz. Holtershausen war die zweitkleinste selbstständige Gemeinde im Herzogtum Braunschweig. Bis 1974 behielt Holtershausen im Landkreis Gandersheim seine politische Selbstständigkeit; erst anlässlich der Gebietsreform in Niedersachsen wurde der Ort am 1. März 1974 in die Stadt Einbeck eingemeindet und gehörte nun zum Landkreis Northeim.

Holtershausen mit Holzkreuz auf der Mönchelieth.

Die Mönchelieth: Oberhalb von Holtershausen beginnt auf dem Lietberg (bis 287,7 m) die so genannte Mönchelieth. Ihre ursprüngliche Größe ist dem Greener Erbregister von 1548 zu entnehmen, welches besagt:

„Monnichelait. Geht an nach Aufgang der Sonne… und gehöret dem Haus Greene bis an das Garlebsche Feld und an die Einbecker Landwehr,…. Es erstreckt sich… den Holdershausischen Acker hinab nach Braunsen wärts bis an die Einbecksche Heerstraße und nach Mittage wärts streckt es sich bis an das Einbecksche Wendfeld und hat junge Eichen und Buchen und ist ein jung Mastholz…. In allen Gehölzen hat der Fürst die Hoheit, ihm gehört auch die Jagd.“

Heute erinnert eine Schautafel an die Geschichte des Dorfes und die Bedeutung der Mönchelieth in früherer Zeit. Der Platz, den ein großes Holzkreuz ziert, wird regelmäßig für Gottesdienste genutzt. Vom Lietberg hat man einen schönen Überblick über die Umgebung.

Reste eines historischen Steinwerkes: In der Ortsmitte befinden sich Reste eines historischen Steinwerkes, welches sich urkundlich im Jahr 1385 nachweisen lässt. Heute zeugen nur noch große Steinquader und Mauerreste von diesem einstigen steinernen Bauwerk, das vor vielen Jahrhunderten das Ortsbild prägte. Eine dort angebrachte Infotafel erinnert an dieses Steinwerk und erklärt seine ehemalige Funktion.

Hirschsprung: Zwischen Holtershausen und Greene, im Greener Wald, befindet sich der sog. Hirschsprung-Gedenkstein, der auf ein besonderes Ereignis bei einer herzöglichen Jagd im Jahr 1606 hinweist.

Vereinsleben: Von etwa 1850 bis 2004 gab es eine Gastwirtschaft in Holtershausen. Die Freiwillige Feuerwehr, die 1955 gegründet wurde und 2020 mit den Dörfern Andershausen und Kuventhal zur Feuerwehr An der Hube fusionierte, und der „Kultur- und Heimatverein Holtershausen e. V.“ von 2006 sind heute Hauptkulturträger im Dorf. Für die verschiedensten Veranstaltungen im Ort wird das Dorfgemeinschaftshaus und der Dorf- und Grillplatz in der Ortsmitte genutzt.

Sagen und Legenden: Holtershausen verbindet eine Sage mit der Kreisstadt Hameln im Weserbergland. In dem 1854 erschienenen Buch Niedersächsische Sagen und Märchen von Georg Schambach und Wilhelm Konrad Hermann Müller wird über einen Bauern aus Holtershausen berichtet, den ein Traum auf die Hamelner Brücke führt und so zu einem Schatz auf der Mönchelieth verhilft. Das Interessante an dieser Sage ist, dass sich ein wahrer Kern im Jahr 1793 urkundlich belegen lässt.

Ausführliche Informationen unter www.holtershausen.de  (die Homepage der Ortschaft gibt es seit 1997)

Trafoturm von 1923 mit Beklebung der Stadtwerke Einbeck seit Juni 2023.

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