Über die Begeisterung ihrer Fans freute sie sich immer ein wenig verwundert, bescheiden wie die Hamburgerin auftrat. Gunhild Liljequist, die Erfinderin des samtroten VW Käfer-Sondermodells, war bei zwei Treffen der Oldtimerfreunde in Einbeck zu Gast: Im Jahr 2015 und zuletzt 2019 hatten sich die Liebhaber des Volkswagen-Klassikers im PS-Speicher getroffen. Jetzt ist Gunhild Liljequist im Alter von 86 Jahren in Hamburg gestorben.

„Ich liebe Rot“, hatte mir Gunhild Liljequist 2015 in Einbeck auf meine Frage geantwortet, wie es denn zu dem Sondermodell gekommen ist. Sie schrieb damals geduldig Autogramme auf über 30 Jahre alte original Volkswagen-Prospekte – und auch auf die Klappe des Handschuhfachs eines samtroten VW Käfers. 1984 hatte die VW-Designerin den Auftrag bekommen, ein Käfer-Sondermodell zu kreieren. „Es sollte etwas Hochwertiges im Innenraum sein“, erinnerte sie sich. „Da bot sich roter Samt für die Sitze an, mit dunkelblauen Streifen, das fand ich ideal, das war gerade ‚in‘ damals.“ Binnen einer Woche lag ihr Entwurf vor, er wurde angenommen. „Ich hatte total freie Hand“, berichtete Liljequist 2015. Ihr habe es Spaß gemacht, den samtroten Sonderkäfer zu gestalten. „Und wie ich heute sehe, ist es mir ja auch gelungen“, lächelt die Designerin mit Blick auf die 2015 nach Einbeck gekrabbelten roten Kultautos: Sieben samtrote VW Käfer mit ihren Besitzern standen am Wochenende vor dem PS-Speicher. Sie kamen aus Göttingen, Soest, Borken und Chemnitz zu dem von Marco Strohmeier (Einbeck) und Achim Schwermann (Bonn) erstmals organisierten Treffen. Mittendrin, in roter Jacke: Gunhild Liljequist. Die studierte Porzellanmalerin begann 1964 als erste Volkswagen-Designerin überhaupt ihre Karriere. 27 Jahre lang entwarf Liljequist in Wolfsburg Lacktöne, Interieurs und Accessoires für zahlreiche, heute legendäre VW-Serien- und Sondermodelle. Der samtrote VW Käfer von 1984 gehört dazu, aber auch der Golfball als Schaltknauf oder Lacke mit Farbnamen wie Marathonblau oder Lofotengrün sind echte Liljequist-Erfindungen. Für den samtroten Sonderkäfer ließ sich die Designerin ein Blattmotiv mit auslaufenden Streifen als charakteristischen Hingucker einfallen. Sie selbst habe übrigens nie einen samtroten VW Käfer besessen, sagte mir Gunhild Liljequist damals. „Obwohl es mein Lieblingsmodell ist.“ Als Volkswagen-Mitarbeiterin habe sie immer die neuesten Modelle fahren müssen, und das war damals eben nicht mehr der Käfer, sondern der Golf.
Vom samtroten Sonderkäfer wurden von August 1984 bis Mitte 1985 knapp 3000 Stück verkauft. Wie viele es heute noch gibt, ist selbst für Oldtimer-Fans schwer zu sagen: 80 Adressen hat Organisator Marco Strohmeier aus Einbeck für das erste Treffen angeschrieben.
2019 gab es dann ein weiteren Treffen mit Designerin Gunhild Liljequist im Einbecker Oldtimermuseum. Knapp 30 Fahrzeuge waren bei diesem zweiten Treffen in Einbeck. “Ein voller Erfolg”, resümierte Marco Strohmeier damals. Er hielt den Kontakt mit Gunhild Liljequist bis zuletzt. Er werde nicht vergessen, wie sich 2019 die Menschen im Saal erhoben und der Designerin Respekt zollten, als Gunhild Liljequist den Benz-Saal des PS-Speichers betreten hatte, schrieb Strohmeier in der Facebook-Gruppe “Der rote Sonderkäfer”.
2024 ist ein nächstes Treffen der Sammler des Samtroten Käfers geplant. Es wird dann ohne die Designerin Gunhild Liljequist stattfinden müssen. In Gedanken aber wird sie bei vielen mit dabei sein.


