Impfzentrum startklar – aber wann es dort losgeht, ist ungewiss

Das Impfzentrum des Landkreises Northeim in der Stadthalle der Kreisstadt ist startklar. Wann dort jedoch das erste Mal geimpft wird, ist zurzeit ungewiss. Der erste Impfstoff wird im Kreisgebiet erst im Januar eintreffen und dann zunächst von den mobilen Teams eingesetzt. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner wird heute (23. Dezember) mit 59,0 für den Landkreis Northeim angegeben. Der Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz (SPD) hat heute eine Änderung der Impfstrategie gefordert und sich dafür ausgesprochen, die ersten Impfungen an Menschen mit systemrelevanten Berufen zu vergeben.

Die Mitarbeiter und auch die technische Ausstattung im Impfzentrum in der Northeimer Stadthalle sind einsatzbereit. Seit Tagen übt und verbessert das Betriebspersonal die Abläufe. In die Schulung der Kräfte bringt sich auch die Universitätsmedizin Göttingen ein. Die technische Ausstattung, die benötigte EDV und die Verbrauchsmaterialien sind in den vergangenen Tagen komplettiert worden. „Wir können sofort loslegen“, macht Frank Beckmann vom DRK deutlich, der das Impfzentrum leitet. „Was fehlt, ist der Impfstoff.“

Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (SPD) hat sich gemeinsam mit dem Ersten Kreisrat Jörg Richert und dem Leitenden Kreisverwaltungsdirektor Harald Rode am Mittwoch früh ein Bild vor Ort verschafft. Im Gepäck hatte sie für die Mitarbeiter einen süßen Weihnachtsgruß. „Ich hätte auch gerne die ersten Impfdosen überbracht“, sagte sie laut einer Pressemitteilung aus dem Kreishaus. Damit wird es aber nach Einschätzung der Landrätin in diesem Jahr nichts mehr werden. „Ich gehe davon aus, dass der erste Impfstoff den Landkreis Northeim erst Anfang Januar 2021 erreichen wird“, sagte Astrid Klinkert-Kittel. Losgehen werde es mit dem Impfen dann voraussichtlich zunächst in den Alten- und Pflegeheimen. „Die mobilen Einsatzteams werden sicher zuerst im Einsatz sein“, erläutert Frank Beckmann. Wann die erste Impfung im Impfzentrum erfolgen wird, ist deshalb momentan noch nicht absehbar.

Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (sitzend Bildmitte) und Amtsärztin Dr. Regina Pabst (sitzend rechts im Bild), haben sich von Frank Beckmann (sitzend links im Bild) das Impfzentrum zeigen lassen. Dabei waren (stehend v.l.) Wolfgang Boldt, Dr. Rolf Holbe, Dr. Christian Steigertahl, Jan-Christopher Linck (Dezernent für Kreisentwicklung), der Erste Kreisrat Jörg Richert sowie von den Gesundheitsdiensten die Mitarbeiterinnen Vanessa Bertram und Tanja Brandes (nicht im Bild). Foto: Landkreis Northeim

Nach der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgestellten Impfverordnung sollen zunächst die Bewohner und das Personal von Pflegeheimen, Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten, Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und im Rettungsdienst geimpft werden. Zu der Gruppe mit höchster Impfpriorität gehören auch alle über 80-Jährigen.

Vor Ort im fertiggestellten Impfzentrum in der Stadthalle Northeim waren bereits auch die ersten Ärzte, die später sowohl die mobilen Impfteams begleiten als auch im Impfzentrum tätig sein werden. Ein Pool von etwa 45 Ärztinnen und Ärzten wird nach derzeitiger Erkenntnis für den Landkreis Northeim zur Verfügung stehen. „Ein tolles Signal für die Menschen im Landkreis und auch die Mitarbeiter des Impfzentrums“, sieht darin Frank Beckmann.

Beeindruckt von der hohen Qualität, die bei der Umsetzung der nicht alltäglichen Herausforderung an den Tag gelegt wird, zeigt sich auch Dr. Christian Steigertahl, der sich mit seinen Kollegen Dr. Rolf Holbe und Wolfgang Boldt ein Bild von der Einrichtung gemacht hat. Es gebe sicherlich noch das ein oder andere Detail zu klären, „das von gegenseitiger Wertschätzung und hoher Professionalität getragene Impfzentrum verdient aber schon jetzt alle Anerkennung“, lässt sich Dr. Steigertahl nach der Besichtigung in der Pressemitteilung der Kreisverwaltung zitieren.

Die Anmeldungen für die Impfungen regelt das Land Niedersachsen. Ohne vorherige Terminvereinbarung wird das Impfen nicht möglich sein. Für Fragen hat das Land eine Telefonhotline unter 0800 9988665 eingerichtet. Terminvereinbarungen sind aber derzeit noch nicht möglich. Zeitnah soll es zu dem Ticketsystem des Landes eine Schulung für die aktuell eingesetzten 30 Mitarbeiter des Impfzentrums geben. „Details kennen aber auch wir noch nicht“, erläuterte Frank Beckmann, wie und wo die Impfanmeldungen möglich sein werden.

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind im Landkreis Northeim mittlerweile 885 Corona-Infektionen bekannt geworden (Stand: 23. Dezember 2020). 761 Menschen gelten mittlerweile als genesen, sodass die Infektionsquarantäne aufgehoben werden konnte. Damit sind im Landkreis Northeim derzeit 111 akut infizierte Menschen bekannt, die aus dem Raum Bad Gandersheim (3), Bodenfelde (3), Dassel (4), Einbeck (21), Hardegsen (4), Kalefeld (2), Katlenburg-Lindau (0), Moringen (10), Nörten-Hardenberg (2), Northeim (56) und Uslar (6) stammen. Die Zahl der mit oder an dem Virus Verstorbenen hat sich auf 13 erhöht. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner beträgt 59,0.

Uwe Schwarz. Foto: SPD

Der sozialpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Landtagsabgeordnete aus Bad Gandersheim, Uwe Schwarz, sieht dringenden Überprüfungsbedarf bei der Impfstrategie des Bundes: „Ich appelliere an den Bundesgesundheitsminister, die Fokussierung auf Menschen in Pflege- und Altenheimen zu überdenken. Die Infektionszahlen werden durch das Weihnachtsfest höchstwahrscheinlich stark ansteigen. Auch wenn wir in Niedersachen bisher noch verhältnismäßig gut durch die zweite Welle kommen, befinden wir uns in Deutschland insgesamt bereits in einer kritischen Situation. Ich halte es dringend für notwendig, die ersten Impfungen an die Menschen mit systemrelevanten Berufen zu vergeben. Unser Gesundheitssystem ist auf die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Gesundheitssystem angewiesen, dieser Tatsache sollte auch der Bundesgesundheitsminister Rechnung tragen.“

Der SPD-Politiker kritisierte außerdem, dass der Bundesgesundheitsminister immer wieder neue Zahlen hinsichtlich der Anzahl an Impfdosen verkündet: „Wir brauchen endlich Klarheit, wie viele Impfdosen wann zur Verfügung stehen! Das Bundesgesundheitsministerium trägt mit diesen schwankenden Zahlen nicht dazu bei, dass Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit transportiert werden!“ Der Gesundheitspolitiker aus Bad Gandersheim betont in diesem Zusammenhang vor allem, dass auch die Impfzentren dringend Planungssicherheit brauchen: „Wir haben hier in Niedersachsen gemeinsam mit den Kommunen innerhalb von wenigen Wochen zahlreiche Impfzentren installiert. Ich danke den vielen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Menschen, denen dieser Kraftakt gelungen ist. Nun brauchen wir nachvollziehbare und gesicherte Abläufe in der Umsetzung und vor allem belastbare und langfristige Zahlen und nicht täglich was Neues!“

(Mit Pressemitteilungen Landkreis Northeim und MdL Uwe Schwarz)