“Einbeck, wir haben ein Problem”: Kirchenkreis-Synode tagt erstmals „hybrid“

Die Corona-Krise schränkt auch Gremienarbeit ein. Wie kann dennoch eine große Kirchenkreis-Synode mit rund 60 Teilnehmenden tagen? Viele Gemeindehäuser sind für Abstandsregeln zu klein. Die zeitliche Länge erschwert das sichere Tagen. Aus diesem Grund wurde eine Synode des evanglisch-lutherischen Kirchenkreises Leine-Solling erstmals als Präsenzveranstaltung (vor Ort) und parallel dazu als Videokonferenz (zu Hause) durchgeführt. In dieser „Hybridveranstaltung“ konnten auch Abstimmungen mit Stimmkarten rechtssicher durchgeführt werden, heißt es im Leine-Solling-Pressedienst. Wortbeiträge wurden aus der Videokonferenz in den Gemeinderaum übertragen. Auch Delegierte aus der Risikogruppe konnten dadurch teilnehmen. Mareike Spillner (Digitaler Konferenzraum) und Christian Dolle (Gemeinderaum Einbeck) berichten:

Foto Videokonferenz: Jan von Lingen / Leine-Solling-Pressedienst

Es ist 18.28 Uhr, und in zwei Minuten soll die erste Hybridsitzung der Kirchenkreissynode Leine-Solling beginnen. Zusammen mit zunächst 16 Teilnehmern hat sich Superintendent Jan von Lingen im „digitalen Warteraum“ versammelt. „Wir warten auf den Verbindungsaufbau. Sonst machen wir hier eine Extra-Sitzung“, scherzt der Superintendent auf dem Bildschirm und ergänzt im Blick auf die Technik: „Einbeck, wir haben ein Problem…“ Es klingt ein wenig nach der Show „Wetten, dass…“, wenn die Live-Schaltung zur Außenwette nicht funktioniert.

Auf der anderen Seite, sprich in Einbeck vor Ort, beginnt die Sitzung mit einem „Bei der Probe hat noch alles geklappt“ von Kirchenamtsleiter Karl-Heinz Himstedt. Es wurde hektisch herumgewerkelt, Petra Lorenz begrüßte dementsprechend dreimal zur Sitzung, bis alle sie endlich hören konnten. Startschwierigkeiten sind normal, so waren sich hier alle einig, manche aber doch froh, vor Ort zu sein, um dem technischen Stress zu entgehen.

Doch ein paar Minuten später, in denen in Einbeck das WLAN neu gestartet wurde, funktioniert’s plötzlich. Nach und nach haben sich immer mehr digitale Gäste dazugeschaltet, sodass 30 Live-Teilnehmer in Einbeck, und 28 „virtuelle Zuschauer“ die Sitzung an ihren Computern verfolgen. Zugegeben: Hänger, Tonschwierigkeiten und schlechtes Bild gibt es anfänglich schon, sodass manche Teilnehmer sich bereits wieder aus dem digitalen Raum verabschiedeten. „Wir probieren noch etwas – schließlich ist es ein Experiment“, bat Jan von Lingen um Geduld. Hätten sie doch gewartet: Denn nach den Startschwierigkeiten, einer Umstellung von Ton und WLAN klappte es viel besser und die Sitzung konnte wunderbar vom heimischen Wohnzimmer aus verfolgt werden.

Auch im Gemeinderaum in Einbeck verlief alles problemlos, sogar bei den Abstimmungen klappte die Auszählung der analogen und digitalen Stimmen ohne Gewöhnungsphase. Allein in der Pause konnte sich Kirchenkreiskantorin Ulrike Hastedt aus dem Vorstand der Kirchenkreissynode eine kleine Spitze nicht verkneifen, denn in Plastik eingepacktes Obst, so sagte sie, möchte sie nicht von nun an in jeder Sitzung haben. Doch auch für den Snack gelten nun einmal Hygienemaßnahmen und geschmeckt hat es trotzdem. Und nicht nur das: Auch „digitale“ Wortbeiträge, die Abstimmungen mit in die Kamera halten der Zuhause ausgefüllten Stimmkarte und eine digitale Verpflichtung klappten hervorragend. Auch die Rückmeldungen waren durchweg positiv. „Ich fand’s angenehm, nachdem der Ton lief. Spart Wegezeit und Emissionen. Gerne wieder, auch unabhängig von Corona“, schrieb zum Beispiel Sarah Coenen. „War ganz okay und brauchbar – vielen Dank“ – „War gut, gerne wieder!“ und „War doch super“ waren weitere Rückmeldungen. „Mein Dank geht an die Techniker vor Ort. Das ist Stress pur, wenn es nicht gleich klappt“, bemerkte Jan Fröchtenicht. Und Gerd Steffen regte an: „Vielleicht die Kameraführung verbessern – auch einmal einen Blick in die Präsenzrunde.“ Nur eins, das fehlte noch und wurde mehrfach mit einem Augenzwinkern angefragt: ein digitales Lunchpaket. Wenn das jetzt auch noch umgesetzt werden kann, dann wird die Hybridsitzung sicher Schule machen!

Allein das Gemeinschaftsgefühl, so stellten einige Mitglieder im Einbecker Gemeindesaal am Ende fest, leidet ein bisschen unter der Videoübertragung. Zweckmäßig ist es ja, aber schöner ist es eben doch, alle anderen bei den Sitzungen live zu sehen und am Rande auch mal das eine oder andere persönliche Wort loszuwerden.

Autoren: Mareike Spillner war in der Videokonferenz zugeschaltet und berichtet hier aus dem digitalen Sitzungsraum. Christian Dolle war Reporter „live vor Ort“ und ergänzte seine Beobachtungen aus dem Sitzungssaal in Einbeck (kursiver Text)

(Leine-Solling-Pressedienst)

Foto aus dem Sitzungsraum: Christian Dolle / Leine-Solling-Pressedienst

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