Für Schüler und auch ihre Eltern ist ihre Abschiedsfeier in der Schule ja irgendwie immer unvergesslich, aber die Veranstaltungen in diesem Jahr in der Corona-Pandemie wie an der Integrierten Gesamtschule Einbeck werden auch für alle anderen Teilnehmer unvergessen bleiben. Die IGS Einbeck hat den Jahrgang verabschiedet, der vor sechs Jahren zu den Mitbegründern der damals neuen Schule gehörte.

Schulleiterin Sandra Friedrich setzte sich auch wieder die Kapitänsmütze auf, mit der auf dem Kopf sie bereits 2014 von einer bevorstehenden „Schiffsreise durch stürmische See“ gesprochen hatte. Die sei es auch gewesen. „Wir waren Entdecker und haben schulisches Neuland betreten, gemeinsam Schule neu gedacht, Einiges haben wir gemeinsam ausprobiert und auch wieder über Bord geworfen“, sagte Friedrich. „Das Meiste hat sich bewährt und begleitet auf dem Schulschiff der IGS die nächsten Generationen auf ihrer Reise.“

“Gute Schule braucht Raum und Zeit”, sagte Sandra Friedrich. “Zeit hatten wir – Räume leider oft nicht. Aber eine Mannschaft wie ihr hält auch so etwas aus und durch. Ihr habt immer wieder mit angepackt auf unserem Schiff, Stühle und Tische, Kartons immer wieder umgeräumt, die neue Kombüse dekoriert und dort bedient, sogar als Schiffsärzte haben manche von euch im Schulsanitätsdienst gearbeitet.” Sie wisse, dass ihre Schülerinnen und Schüler sehr geduldig seien, kreativ, sehr hilfsbereit und kooperativ, eben echte Teamplayer, was auch nach den Praktika die Unternehmen zurückgemeldet hätten. “Gerade im letzten Jahr seid ihr nochmals so richtig erwachsen und verantwortungsvoll geworden”, sagte die IGS-Chefin. “Das sind Eigenschaften, die euch durchs Leben tragen werden, denn eure Reise geht weiter und ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen, sie bleibt immer ein Abenteuer und das ist gut so, denn alles andere wäre sehr langweilig.”
Wie ungewöhnlich die Verabschiedung war, konnte am Beginn der Schulzeit noch niemand ahnen: Durch die Hygiene-Auflagen des Infektionsschutzes in der Corona-Pandemie gab es zwei identische, je 45 Minuten kurze Feiern von getrennten Gruppen, saßen die insgesamt 108 Schülerinnen und Schüler mit Abstand untereinander und nur von jeweils einem Elternteil begleitet auf dem IGS-Schulhof. Keine Schülerband durfte spielen, „wir dürfen nicht einmal gemeinsam singen“, bedauerte Schulleiterin Sandra Friedrich. Die Zeugnisse wurden nicht mit Handschlag überreicht, die Schüler konnten sie sich nach einer besonderen Choreographie selbst von einem Tisch nehmen.

Nahezu alle hätten ihre schulischen Leistungen in den vergangenen Jahren verbessert, sagte Sandra Friedrich. Fast der halbe Jahrgang erhält die Berechtigung zum Besuch einer gymnasialen Oberstufe, ein weiteres Drittel den Realschulabschluss. Dabei habe bei vielen vor sechs Jahren „Hauptschulempfehlung“ in den Akten gestanden. „Das ist eine Leistung, auf die ihr stolz sein dürft“, lobte Friedrich. “Heute strahlt die Sonne trotz Corona bei glatter See nur für euch. Die Kapitänin guckt zufrieden auf ihre Crew und ist mehr als stolz auf die Leistung aller.”
Schülersprecherin Josy Stein dankte allen Lehrern und Mitarbeitern der Schule. Trotz Corona im letzten halben Jahr: “Wir haben unser Bestes gegeben.” Elternsprecher Norbert Prescher bilanzierte, dass es sich für alle Schüler gelohnt habe, die IGS zu besuchen, die meisten hätten ihre schulischen Leistungen verbessern können. “Das spricht für Eure Lernwilligkeit.”
„Verliert nie den Mut, denkt nach, kämpft für eure Meinung und vertretet sie, seid kritisch, bleibt kritisch, helft weiter einander, so wie wir es euch gelehrt haben und setzt euch ein für eure Familie, für eure Freunde und eine Gesellschaft, die diesen Namen auch verdient“, gab die Gesamtschuldirektorin den Schülern mit auf den Weg. „Ihr seid und bleibt für uns immer etwas Besonderes: Der erste Jahrgang einer ganz neuen Schule!“

Besonders geehrt wurden Jule Köhler als Jahrgangsbeste (Notendurschnitt 1,5) sowie Said Othman und Ammar Alawad, die beide 2015 ohne ein Wort Deutsch zu sprechen aus Syrien gekommen waren. Ammar erhielt den Pokal „Durchstarter des Jahres“, er will Medizin studieren und später Kardiologe werden. Said wechselt auf die BBS Einbeck und möchte Architektur studieren.
