Wenn Baumstämme von Pappeln, die ohnehin in Kürze hätten gefällt werden müssen, künftig als so genannte Strömungslenker bei der Renaturierung der Ilme zum Einsatz kommen, kann man sicherlich von einer Win-Win-Lösung sprechen, die ökologischen Nutzen bringt. Und so waren sich dann auch Stadt Einbeck, Leineverband, Landkreis Northeim und Naturschutzbeauftragter schnell einig, die sich bietende Chance zu nutzen. Im Laufe dieser Woche werden 19 Pappeln am Reinserturmweg in Einbeck entlang der Ilme gefällt, die dafür geeigneten dicken Holzstämme werden wenige Kilometer ilmeabwärts bei einem Bauprojekt des Leineverbandes im Fluss wieder eingebaut. Matthias Zaft, Sachgebietsleiter Straßen- und Grünflächenmanagement bei der Stadt Einbeck, bedankte sich ausdrücklich bei allen Beteiligten für die kurzfristige und unkomplizierte Lösung.

Wie sich bei einer Gewässerbegehung Anfang dieses Jahres herausgestellt habe, müssten die etwa 120 Jahre alten Pappeln entlang der Ilme im Bereich Reinserturmweg ohnehin bald gefällt werden. “Sie stellten in der nächsten Zeit eine Gefahr durch Totholzabbruch dar”, sagt Sachgebietsleiter Matthias Zaft. Weil der Leineverband bei der Renaturierung eines Ilmeabschnitts ohnehin Bäume benötigt, die als so genannte Strömungslenker in das Gewässer eingebaut werden und die ursprüngliche Quelle für diese Baumstämme kurzfristig nicht zur Verfügung stand, nahm die Stadt Einbeck Kontakt zu den notwendigen Beteiligten auf. Die Arbeiten konnten schnell abgestimmt werden, die Gerlach-Werke stellten ihre Wiesenfläche am Fluss zur Verfügung, so dass die Firma Erdbau Hake mit dem Fällen der 19 Pappeln starten konnte; die etwa 30 Meter hohen Bäume werden vor Ort zugeschnitten, die als Strömungslenker benötigten Baumabschnitte zur Renaturierungsbaustelle des Leineverbandes in unmittelbarer Nähe transportiert, das übrige Holz verwertet. Wenn die Baumfällarbeiten abgeschlossen sind, werden am Reinserturmweg zwei Erlen (Heister) für jede Pappel als Ersatz gepflanzt.


Der Leineverband überführt seit Anfang August die Ilme auf einer Länge von 2,3 Kilometern von der Brücke der Landesstraße 487 (ehemaliges Zollhaus Salzderhelden) bis zur Mündung in die Leine wieder in einen naturnahen Zustand und verbessert nach eigenen Angaben so den Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen deutlich. Der 2018 renaturierte Abschnitt der Ilme am ehemaligen Kulturstau wird mit der Gewässerlandschaft Leine verbunden. Die Entsteinung der Ufer soll die Ilme aus ihrem starren, kanalartigem Dasein befreien. Durch Baumstämme und Steine soll es eine dynamische Wasserströmung geben. Einbau von Kies soll insbesondere den Fischen wie Äsche, Bachforelle und Elritze als Laichmöglichkeit dienen. Durch die Pflanzung von rund 200 Bäumen soll möglichst schnell ein Galeriewald entlang der Ilme erreicht werden und Schatten spenden. Der naturnahe Ufersaum wird auch den Landlebewesen wie etwa der Wildkatze zugutekommen. „Durch die bessere Verbindung von Fluss und Umland werden sich Biber und Fischotter als semiaquatische Lebewesen dauerhaft heimisch fühlen können“, schreibt der Leineverband. Insgesamt werden circa eine Million Euro in die Ilme investiert. Die Gesamtmaßnahme wird mit 90 Prozent vom Land Niedersachsen gefördert. Der Landkreis Northeim übernimmt die restlichen zehn Prozent der Kosten. Der Leineverband ist Eigentümer der Grundstücke und bringt sein Know-how des Wasserbaus ein, indem er die Bauherrenaufgabe übernommen hat.
