Das Einbecker Bürgerspital (EBS) hat davor gewarnt, in der Corona-Pandemie notwendige Operationen unnötig aufzuschieben. Für Geschäftsführer Frederic Lazar ist die rückläufige OP-Zahl seit Ausbruch der Pandemie eine Entwicklung, die so verständlich wie auch besorgniserregend ist: „Operationen, die zu lange aufgeschoben werden, brauchen erfahrungsgemäß deutlich längere Erholungszeiten. Von den Schmerzen, die das Herauszögern einer OP erzeugt, ganz zu schweigen.”

Seit Ausbruch der Pandemie haben deutsche Krankenhäuser laut EBS rund 40 Prozent weniger planbare Operationen durchgeführt, beispielsweise Eingriffe für Knie-, Hüft- und Schulter-Endoprothesen. Eigene Zahlen nannte das EBS in seiner Mitteilung nicht. Verschobene OPs haben laut Lazar zwei Ursachen: Zum einen mussten Krankenhäuser Betten für Covid- Patienten freihalten, zum anderen hatten viele Patienten Angst, sich behandeln zu lassen, sie wollen eine eventuelle Ansteckung im Krankenhaus umgehen.
Geschäftsführer Frederic Lazar kann die Sorgen der Patienten nachvollziehen. „Wir haben ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Hygienekonzept, testen ausnahmslos jeden Patienten vor Aufnahme und halten das Besuchsverbot sowie die bundesweiten Vorgaben strikt ein“, sagt Lazar laut Pressemitteilung der Einbecker Klinik. „Wir tun alles in unserer Macht stehende, damit Beschäftigte und Patienten sicher sind.” Inzwischen seien rund 65 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bürgerspitals gegen die Covid-Infektion durchgeimpft. Davon ein Großteil der Mitarbeiter, die im direkten Patientengeschehen tätig sind.“
Stellvertretend für seine Operateure appelliert Frederic Lazar an Patientinnen und Patienten, genau zu überprüfen, ob es Sinn mache, eine OP zu verschieben. „Jeder, der unsicher ist, kann und sollte sich mit unseren Ärztinnen und Ärzten in Verbindung setzen“, lädt er ein. Im Zweifel sei ein Gespräch immer noch das Beste. Dann könnten sich die Patienten noch einmal ausführlich über die Sicherheitsstandards am EBS sowie den Stand der eigenen Krankheit informieren. Gemeinsam könnten Betroffene und Ärzte dann zu einer guten Lösung kommen.
Operationen, die bundesweit bislang am häufigsten aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben wurden, sind laut EBS Katarakt-OPs (Rückgang von 79 Prozent), die Entfernung der Rachenmandeln (-82 Prozent) und die Implantation von Kniegelenkendoprothesen (-80 Prozent). Insgesamt seien OPs um 41 Prozent zurückgegangen, meldete der Berufsverband der Deutschen Chirurgen unter Berufung auf ein bundesweites Benchmarking-Programm für OP-Prozesszeiten.
Die Pandemie fordere alle auf unterschiedlichsten Ebenen immens. Sie sollte aber nicht auch noch dazu führen, dass sich ein Gesundheitszustand durch unnötiges Abwarten verschlechtere, meint Geschäftsführer Frederic Lazar: „Dies gilt nicht nur bei Endoprothesen, sondern ganz besonders in Notfällen. Wir sind da für die Menschen. Und uns ist es lieber, ein Patient kommt und hinterher stellt sich heraus, dass sein Zustand harmlos war, als dass er mit einem Herzinfarkt, Darmverschluss oder einer fortgeschrittenen Arthrose zu Hause bleibt.“
Ein Gutes habe die Pandemie vielleicht doch, sagt Frederic Lazar: „So streng durchleuchtet auf eingehaltene Hygienestandards waren deutsche Krankenhäuser noch nie“.