Fredener Musiktage: International, bodenständig und mit ganz viel Klassik-Herzblut

(c) Foto: Helge Krückeberg

Von Frank Bertram

Der Weg ist kaum weiter als in die Kreisstadt. Und doch scheinen noch immer einige Veranstaltungen nördlich der Landkreisgrenze trotz weltweiten Onlinenetzes für viele Menschen aus Einbeck und umzu unbekannte Spielorte zu sein. Die Internationalen Fredener Musiktage gibt es seit mehr als 30 Jahren – und der Zuschauerzuspruch war in diesem Jahr sehr gut. Einige Gesichter aus Einbeck und Umgebung waren bei den verschiedenen Konzertabenden zwar durchaus zu sehen. Es dürfen aber ruhig noch mehr werden. Die Fredener zeigen, dass die außergewöhnlichen Kulturperlen nicht erst gesucht werden müssen, sie liegen bereits entdeckt quasi vor der Haustür und werden mit viel Klassik-Herzblut präsentiert. Die 33. Auflage der Fredener Musiktage ist im nächsten Jahr für die Zeit von 27. Juli bis 4. August geplant und wird unter dem Thema „Zwanziger Jahre“ stehen. Also: Schon mal im Terminkalender 2024 notieren.

(c) Foto: Helge Krückeberg
Lavinia Dames (Sopran) mit dem künstlerischen Leiter Adrian Adlam beim Abschlusskonzert in der Zehntscheune Freden. Foto: Helge Krückeberg

In diesem Sommer standen 46 Künstler aus zwölf Ländern auf den fünf Bühnen im Leinebergland –  mit Stolz tragen die Musiktage das „international“ schon in ihrem Namen. „Mit vielen wunderbaren musikalischen Erlebnissen und positiven Rückmeldungen aus persönlichen Gesprächen am Rande des Festivals gehen wir freudig motiviert und voller Energie auf das Jahr 2024 zu“, erklärte Intendant Utz Köster in seiner Bilanz. Mit mehr als 2000 Besuchern waren alle der insgesamt neun hochkarätig besetzten Veranstaltungen in Freden, Alfeld und Wrisbergholzen nahezu oder komplett ausverkauft.

Die Fredener Musiktage sind nach eigener Definition ein Kammermusikfestival mit hoher Aufführungsqualität (einige Konzerte werden auf den Klassik-Wellen im Radio übertragen, u.a. hier nachzuhören ist das Eröffnungskonzert) und außergewöhnlichen Spielstätten von Scheune bis Weltkulturerbe. Selbst wer nicht jeden Tag gewohnt ist, klassische Musik zu hören, findet im Programmspektrum des gut einwöchigen Festivals seine Lieblinge. Vielleicht ist das nicht das Konzert mit der Uraufführung einer Auftragskomposition, sondern lieber Barockmusik, ein Horn-Quartett oder aber das Saxophon-Quartett der Berliner Symphoniker, das in der Fabrikhalle des Fagus-Werks Alfeld demonstrierte, dass Saxophone mehr als Jazz können.

(c) Foto: Helge Krückeberg
Im Vordergrund Schuhleisten: Das Saxophon-Quartett vor dem Auftritt im Fagus-Werk. (c) Foto: Helge Krückeberg

Überhaupt lebt das Festival von seinen Schauplätzen. Kirchen, der Ballsaal eines Hotels erstmals bei einem Ballettabend und nicht zuletzt die Zehntscheune im Herzen Fredens lassen die Musik allein schon wegen der Umgebung zu einem besonderen Erlebnis werden. Das diesjährige Thema „Kein Thema“ hatte den Künstlern viel Spielraum gelassen. Die „camerata freden“, die jedes Jahr aufs Neue zusammengestellt wird und in wechselnden Zusammensetzungen nur in Freden gemeinsam konzertiert, begeisterte bei vier Aufführungen mit ihrem Können.

Und sogar das Wetter spielte mit – im wahrsten Wortessinne. Das Wetter? Obschon die Fredener Musiktage nicht open air stattfinden, sondern in geschlossenen Räumen, kamen die Donnerschläge und Blitze zumindest beim Abschlusskonzert und bei den Saxophonwelten in der Fagus-Fabrikhalle taktgenau im passenden Moment. Wie engagiert das Team vor und hinter den Kulissen bei der Sache ist, machte der „walk of rain“ deutlich: Weil ausgerechnet in der Pause der Gewitterguss nicht enden wollte, bildeten die Helferinnen und Helfer zwischen Halle und Catering-Pavillon einen Regenschirm-Gang, damit die Besucher trockenen Fußes zu Weißwein und Käsestange kamen.

(c) Foto: Helge Krückeberg
Gewitter-Schauer: Zwischen Fabrikhalle und Catering stellten die engagierten Mitarbeiter der Fredener Musiktage ein Regenschirm-Spalier für die Besucher. (c) Foto: Helge Krückeberg
(c) Foto: Helge Krückeberg
Das Saxophon-Quartett der Berliner Philharmoniker in der Fabrikhalle des Fagus-Werks Alfeld. (c) Foto: Helge Krückeberg
(c) Foto: Helge Krückeberg
Lob für Intendant Utz Köster (l.) nach dem Abschlusskonzert mit der “camerata freden” in der Zehntscheune. Foto: Helge Krückeberg