“Am Anfang war Einbeck”: Ausstellung von Straßenfotografie aus den 1970-er Jahren

(c) Ulrich Haufe

Im Einbecker Stadtmuseum ist ab 24. Juni eine ganz besondere, zeithistorische Fotoausstellung zu sehen: “…am Anfang war Einbeck” heißt die Schau mit Straßenfotografien aus den 1970-er Jahren des gebürtigen Einbeckers Ulrich Haufe. Die Ausstellung wird am Sonnabend, 24. Juni, um 11 Uhr eröffnet und bis zum 23. Dezember im Museum gezeigt. Ein Katalog zur Ausstellung wurde mit finanzieller Unterstützung des Einbecker Geschichtsvereins erstellt und kann während der Öffnungszeiten erworben werden.

(c) Ulrich Haufe
Straßenfotografie Anfang der 1970-er Jahre in Einbeck. Foto: (c) Ulrich Haufe

Anfang der 70-er Jahre fotografierte der junge Schüler Ulrich Haufe in seiner Heimatstadt Einbeck Menschen in Alltagssituationen. Dass er damit dem Genre der Straßenfotografie folgte, war ihm zu dieser Zeit noch nicht bewusst. Mit seiner Spiegelreflexkamera wollte er mehr ausprobieren, als die normalen Familienfotos zu knipsen. Was ihm damals gelang, verblüffte ihn 50 Jahre später – als er, mehr aus Zufall, die alten Fotos in seinem Archiv wiederentdeckte. Die Fotos zeigten dem Filmemacher und Filmproduzenten Ulrich Haufe, dass die Weichen für sein berufliches Interesse am visuellem Entdecken schon frühzeitig gelegt worden sind. Wie er selbst sagt: „Am Anfang war Einbeck.“ Hier begann er „…sehen zu lernen. Den Moment des Augenblicks zu erkennen, der für mich als Kameramann und Filmemacher entscheidend war.“ Was der junge Schüler mit großem Talent begann, hat er in seinen Naturfilmen u.a. für den Fernsehsender WDR fortgeführt.

Die Idee, aus den Fotos der 1970-er eine Ausstellung zu machen, stieß beim damaligen Leiter des Stadtmuseums Einbeck, Marco Heckhoff, auf offene Türen. Schließlich zeigen die Fotos ein Einbeck, das sich in einem Zeitenwandel befand und sind daher von durchaus historischem Wert. Der gesellschaftliche Wandel in der westlichen Welt war auch im Stadtbild von Einbeck deutlich sichtbar. So trafen etwa zwei Generationen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die in ihren Konventionen verhafteten älteren Männer und Frauen mit ihren Hüten, ohne die sie nie aus dem Haus gegangen wären, und die jungen Menschen in Schlaghosen, locker sitzend auf den Betonbänken am Neustädter Kirchplatz. Neu im Stadtbild waren auch die freizügigen erotischen Zeitschriften, von alten Männern neugierig betrachtet und vom jungen Ulrich Haufe festgehalten. Als genauer Beobachter hat Haufe sehr lustige und skurrile Momente festgehalten. Für heutige Augen ungewohnt auch die öffentlich trinkenden Männer und Frauen und die prall gefüllten Schaufensterauslagen mit Alkohol. Die spielenden Kinder am Bäckerwall, in größeren Gruppen raufend und tollend ohne Beaufsichtigung von Erwachsenen, sind so heute nicht mehr vorstellbar. Der junge Fotograf gewann ihr Vertrauen und konnte sie ganz frei bei ihrem oft ruppigen Spiel fotografieren. Dabei wurde er selbst in das Spiel integriert und Kind und Fotograf ‚beschießen‘ sich in einem Foto gegenseitig. Der eine mit dem Spielgewehr, der anderen mit seinem Fotoapparat.

Leicht gefallen sei ihm das Fotografieren in der Öffentlichkeit nicht, sagt Ulrich Haufe. Schließlich hat er Menschen in durchaus privaten Momenten festgehalten. Doch er hatte immer positive Erfahrungen gemacht, wenn er ihnen seine Beweggründe als junger Fotograf erklärte. Auch in seinen ersten Studienjahren in Göttingen und Bielefeld hat er seine Umwelt fotografiert. Im Laufe der Zeit wurde er immer selbstsicherer. Beeindruckend sind die Aufnahmen von Menschen in den Bahnhofskneipen in ihrer Einsamkeit und Verlorenheit.

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Ulrich Haufe Anfang der 1970-er Jahre. Foto: (c) Ulrich Haufe / Stadtmuseum Einbeck
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